Gerade gewachsene Karotten, makellose Äpfel: Die hohen Ansprüche an Aussehen und Größe von Obst und Gemüse in Supermärkten belasten laut Erhebungen der Verbraucherzentralen und des Umweltbundesamts die Umwelt und das Klima. Insbesondere der Handel setze unnötig strenge Vorgaben für die Optik angebotener Lebensmittel, kritisierten beide Organisationen. Häufig müssten dafür zusätzliche Pflanzenschutz- und Düngemittel eingesetzt werden, außerdem führe das zu unnötiger Lebensmittelverschwendung.
„Die gesetzlichen Vorgaben reichen aus für hochwertige Lebensmittel“, erklärte am Montag der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner. Der Handel müsse nicht noch „unnötig nachlegen“. Durch die Entsorgung von qualitativ hochwertigem Obst und Gemüse, das beispielsweise den Handelsvorgaben an Größe oder Optik nicht entspreche, entstünden „unnötige Lebensmittelverluste“.
Nur wenige Supermärkte verkaufen demnach Waren der Klasse II, also Obst und Gemüse mit optischen Mäkeln und in unterschiedlichen Größen. Laut einer Erhebung der Verbraucherzentralen in bundesweit 25 Supermärkten, Bioläden und Discountern bot nur ein Viertel der Märkte preisreduziertes Obst und Gemüse an, wenn dieses bereits sehr reif war. Nur rund ein Viertel der angebotenen Äpfel und 18 Prozent der Möhren wurden in Klasse II verkauft. In Discountern war das Angebot noch geringer.
Ein weiteres Problem ist, dass einige Obst- und Gemüsesorten, beispielsweise Kohlrabi, Blumenkohl oder Brokkoli, nach Stückzahl und nicht nach Gewicht verkauft werden. Dies erfordere einheitliche Größen und Gewichte der Ware – Obst und Gemüse, das dieser Anforderung nicht entspreche, werde nicht verkauft, kritisierten die Verbraucherzentralen. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten so zudem schlechter nach Bedarf einkaufen.
Umweltbundesamt und Verbraucherzentrale forderten den Handel deshalb auf, sich beim Verkauf an den gesetzlichen Vorschriften zu orientieren. „Es gibt noch große Spielräume, frisches Obst und Gemüse so anzubieten, dass Verbraucherinnen und Verbraucher einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten können.“
Grundsätzliche sollten Obst und Gemüse außerdem nach Gewicht und nicht nach Stückzahl verkauft werden. So sei ein bedarfsgerechter Einkauf möglich und Erzeugerinnen und Erzeuger könnten alle produzierten Lebensmittel an den Handel abgeben.