Dieser Bild-Artikel über Antifa-Finanzierung durch den WDR ist eine Fälschung

Screenshot der Falschbehauptung auf Facebook: 28.01.2022
Screenshot der Falschbehauptung auf Facebook: 28.01.2022

Hunderte Facebook-User haben seit Mitte Januar einen angeblichen „Bild“-Artikel geteilt, wonach der WDR die Antifa mit Rundfunkgebühren unterstütze. Der Artikel ist allerdings eine Fälschung. Es gibt bei der „Bild“ kein Interview mit solchen Aussagen des WDR-Intendanten Tom Buhrow. Das bestätigen sowohl die „Bild“-Zeitung als auch der WDR gegenüber AFP. 

Hunderte Nutzerinnen und Nutzer haben den Bild-Artikel seit dem 12. Januar 2022 auf Facebook geteilt (hierhierhier). Auf Twitter und Telegram haben User den gefälschten Artikel ebenfalls verbreitet.

Die Falschbehauptung

Die Facebook-User teilen ein Bild, das im Layout der „Bild“ gestaltet ist. In der Schlagzeile heißt es über die angebliche Verwendung von Rundfunkgebühren: „Skandal-Entscheidung beim WDR. Antifa-Demogeld wird künftig finanziert durch GEZ-Gebühren.“ Außerdem hätte WDR-Intendant Tom Buhrow bestätigt: „Alle GEZ-Einnahmen werden künftig direkt zur Antifa überwiesen – als Demogehalt sozusagen. Anders werden wir diese Nazis vor der Haustür nicht mehr los!“

Screenshot der Falschbehauptung auf Facebook: 28.01.2022

Screenshot der Falschbehauptung auf Facebook: 28.01.2022

In der Vergangenheit überprüfte AFP bereits mehrfach vermeintliche Medienberichte in sozialen Netzwerken. So kursierte etwa Ende November 2021 ein falscher „Bild“-Artikel über die angebliche Entmündigung einer Impfverweigerin, ein „Spiegel“-Artikel über eine fiktive Forderung eines Ministerpräsidenten, härter gegen Querdenker vorzugehen und ein der „Neuen Zürcher Zeitung“ zugeschriebener Leserbrief.

Auffälligkeiten im Layout

Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass der angebliche Artikel aus mehreren Teilen besteht. Das Logo sieht aus wie das einer gedruckten Zeitungsausgabe, der untere Teil wirkt hingegen wie ein digitaler Screenshot. Das Bild scheint eine Collage zu sein, die so bei „Bild“ weder online noch gedruckt üblich ist. Darauf deuten etwa Unterschiede im Weiß des Logos und des unteren Artikels hin.

WDR und Bild dementieren

AFP hat am 27. Januar 2022 beim Sprecher des Axel Springer-Verlags, der die Bild-Zeitung herausgibt, nachgefragt. Christian Senft schrieb in einer E-Mail zur Echtheit des geteilten Bild-Artikels: „Das ist klar ersichtlich ein Fake.“ Er dementierte außerdem sowohl die Existenz des angeblichen Artikels als auch das gegenüber „Bild“ geäußerte Zitat des WDR-Intendanten Tom Buhrow.

Auch eine Suche auf der Seite der „Bild“ ergab mit dem Namen des Intendanten und „Antifa“ keine Treffer.

AFP hat auch beim WDR nach dem angeblichen Interview und etwaigen Geldflüssen an die Antifa gefragt. Am 27. Januar 2022 schrieb WDR-Sprecher Nicolas Parman in einer E-Mail: „Diese Meldung ist falsch. Tom Buhrow hat sich derart nicht geäußert.“

Eine Suche auf Google und in der Pressedatenbank Genios ergaben ebenfalls keine Treffer, die das Zitat von Tom Buhrow gegenüber anderen Medien belegen. Im Gegenteil: Die Google-Suche führt zu einem Faktencheck des Recherchenetzwerks Correctiv, der zum gleichen Ergebnis kommt wie AFP.

Fazit

Der auf Facebook geteilte Screenshot des angeblichen Bild-Artikels ist gefälscht. Die „Bild“-Zeitung selbst dementierte ein solches Interview mit Tom Buhrow. Belege für den Artikel sind online nicht zu finden. Auch der WDR sprach gegenüber AFP von einer „Falschmeldung“.

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