IPCC-Bericht warnt vor Dürre und Wassermangel in Europa

Eintretende Dürre
Eintretende Dürre

Der neue IPCC-Bericht zu Klimafolgen und -anpassung sagt auch für Europa schwerwiegende Konsequenzen der Erderwärmung voraus. Bereits die bisherige Erwärmung um 1,1 Grad habe „Auswirkungen auf natürliche und menschengemachte Systeme in Europa“, heißt es in dem am Montag in Berlin veröffentlichten Bericht. So seien Hitzewellen und Dürren häufiger geworden.

Für die Zukunft zeichneten sich vor allem für südeuropäische Regionen weitreichende negative Folgen der Erwärmung ab. Als Hauptrisiken werden Gesundheitsprobleme durch Hitzewellen, Dürren, Wassermangel sowie Überflutungen an Flüssen und steigende Meeresspiegel genannt. Zwar gebe es teils wirksame Möglichkeiten der Anpassung und Schadensbegrenzung, spätestens ab einer Erderwärmung von drei Grad oder mehr sei ein solcher Schutz aber „nur noch begrenzt möglich“.

Die Zahl der Hitzetoten in Europa dürfte sich laut IPCC bei einer Erwärmung um drei Grad im Vergleich zu einem 1,5-Grad-Szenario etwa verdoppeln oder verdreifachen, heißt es in dem Bericht. Dann würden auch die Gesundheitssysteme an Grenzen stoßen. Zudem gebe es dann starke Auswirkungen auf Ökosysteme im Meer und an Land. Anpassung sei möglich etwa durch besseren Hitzeschutz in Städten, für die Artenvielfalt durch eine Ausweitung und bessere Vernetzung von Schutzgebieten.

Durch mehr Hitze und häufigere Dürren erwartet der IPCC auch „erhebliche Verluste“ im Bereich der Landwirtschaft. Zwar gebe es regional auch positive Effekte für den Agrarsektor in Nordeuropa, dies wiege aber die Einbußen bei weitem nicht auf. „Künstliche Bewässerung ist eine effektive Anpassungsmethode“, heißt es in dem Bericht, deren Einsatzmöglichkeiten würden aber durch Wassermangel begrenzt. Hilfreich seien zudem Änderungen bei Anbaumethoden und der Auswahl von Nutzpflanzen und -tieren.

Als ein Schlüsselproblem sieht der IPCC auch für Europa zunehmenden Wassermangel. Schon bei einer Erwärmung um zwei Grad werde mehr als ein Drittel der europäischen Bevölkerung Wassermangel ausgesetzt sein, bei plus drei Grad werde sich dieses Risiko verdoppeln.

Zu erwarten seien dadurch „erhebliche wirtschaftliche Verluste“ in auf Wasser angewiesenen Sektoren. Anpassung sei in Grenzen möglich durch eine effizientere Wassernutzung, den Bau von Speichern, mehr Recycling und durch Änderungen der Landnutzung.

Bei plus drei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter dürften sich nach den Prognosen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Schadenssummen durch Überflutungen im Binnenland verdoppeln. Schutz und Anpassung sei begrenzt möglich durch bessere Frühwarnsysteme, die Anlage oder Wiederherstellung von Überflutungsräumen, Änderungen der Landnutzung.

Die Schäden durch Überflutungen an den Küsten dürften sich bis Ende des 21. Jahrhunderts in Europa verzehnfachen und auch das nur, wenn mehr Schutzmaßnahmen ergriffen werden als bisher. „Der Anstieg des Meeresspiegels bedeutet eine existenzielle Bedrohung für die Bevölkerung in Küstenregionen und ihr kulturelles Erbe, vor allem nach dem Jahr 2100“, heißt es.

Als zusätzliches Problem wird in dem IPCC-Bericht beschrieben, das natürliche Schutzmechanismen und -systeme wegen der Erderwärmung selbst gefährdet seien und schlechter funktionierten. Bei Anpassungsmaßnahmen müsse es einen Wandel weg von kurzfristigen Maßnahmen hin zu mehr nachhaltiger Widerstandsfähigkeit geben. Auf jeden Fall reichten die bisherigen Anstrengungen nicht aus. Die Rede ist auch von einem mutmaßlich erforderlichen „geordneten Rückzug“ des Menschen aus bestimmten Siedlungsräumen.

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