Litauens Präsident Nauseda zeigt sich enttäuscht von deutschem Nein zu Waffenlieferungen

Gitanas Nauseda - BIld: NATO North Atlantic Treaty Organization
Gitanas Nauseda - BIld: NATO North Atlantic Treaty Organization

Der litauische Präsident Gitanas Nauseda hat sich vor seinem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) enttäuscht über die ablehnende Haltung Berlins zu Waffenlieferungen im Ukraine-Konflikt geäußert. „Um ehrlich zu sein haben wir mehr erwartet“, sagte Nauseda dem TV-Sender „Welt“ am Donnerstag. „Aber wir verstehen natürlich die Gründe.“ Ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland sei gegen Waffenlieferungen.

Nauseda bezeichnete die Unterstützung Deutschlands dennoch als „sehr wirksam“. „Die zusätzlichen Soldaten, um die wir bitten, wären eine zusätzliche Verstärkung“, sagte er.

Der litauische Staatschef sprach sich dafür aus, die Gaspipeline Nord Stream 2 als „Hebel“ zu nutzen, um einen Konflikt zu vermeiden. „Ich möchte unseren deutschen Freunden nicht vorschreiben, was sie zu tun haben“, sagte Nauseda. „Aber wir haben uns von Anfang an sehr skeptisch zu Nord Stream 2 geäußert.“ Das Projekt sei „sehr gefährlich“ und „wirtschaftlich auch nicht sinnvoll“. Es erhöhe die europäische Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen.

Der Präsident bekräftigte zudem seine Sorge, dass Russland einen Angriff planen könnte. Nicht nur in der Ukraine versuche Russland, „uns Angst zu machen“, sagte er dem Sender. „Wir sehen eine frisch verstärkte Präsenz russischer Soldaten in Belarus. Vielleicht versucht man damit auch, eine echte Angriffsmöglichkeit aufzubauen“, erklärte Nauseda. „Wir machen uns echte Sorgen, angesichts dieser Bedrohung.“ Notwendig sei ein „Zeichen der Stärke“ gegenüber Russland.

Scholz empfängt am Donnerstag die Staats- und Regierungschefs der baltischen Staaten in Berlin. Bei dem Gespräch mit Nauseda, der estnischen Regierungschefin Kaja Kallas und dem lettischen Ministerpräsidenten Krisjanis Karins will Scholz die Sorgen der östlichen Partnerländer im Konflikt mit Russland erörtern.

Die baltischen Staaten, die sich selbst durch Russland bedroht fühlen, fordern im Ukraine-Konflikt eine harte Haltung gegenüber Moskau. Berlin lehnt Waffenlieferungen an die Ukraine ab, hat aber die Entsendung weiterer 350 Soldaten zur Stärkung der Nato-Ostflanke nach Litauen angekündigt. Litauen hatte am Mittwoch eine Stärkung seiner Luftverteidigung durch die Lieferung deutscher Flugabwehrraketen oder Flugabwehrkanonen gefordert.

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