Milliardenschwere Übernahme von Münchner Chip-Zulieferer Siltronic geplatzt

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Der Elektronikkonzern Globalwafers aus Taiwan hat nach dem Ausbleiben der Genehmigung der Bundesregierung seine milliardenschweren Übernahmepläne für den Münchner Konkurrenten Siltronic für gescheitert erklärt. „Die Zustimmung der deutschen Regierung war die letzte noch ausstehende Vollzugsbedingung, nachdem alle anderen Behörden und Aufsichtsbehörden weltweit die Transaktion genehmigt hatten“, teilte Globalwafers am Dienstag mit. Siltronic bestätigte, dass das Übernahmeangebot „erloschen“ sei.

Der taiwanische und der deutsche Konzern stellen sogenannte Wafer her: rund ein Millimeter dicke Platten aus Silizium, die als Grundplatten bei der Herstellung von Halbleitern benötigt werden. Während der Pandemie war es weltweit zu Engpässen bei Halbleitern gekommen, insbesondere in der Automobilindustrie mussten Unternehmen die Produktion drosseln oder ganz einstellen. Wegen ihrer Bedeutung für die Herstellung vieler Güter im Technologiebereich gelten die Halbleiter zunehmend als Schlüsseltechnologie.

Globalwafers versuchte laut eigenen Angaben seit 14 Monaten, eine Genehmigung für das 4,35 Milliarden Euro schwere Geschäft zu erhalten. Am 31. Januar lief eine Frist dazu aus, nachdem das Wirtschaftsministerium am 7. Dezember den Prüfungszeitraum verlängert hatte. Das taiwanische Unternehmen erklärte, es habe „sehr weitreichende Vorschläge und Zusagen“ gemacht, um die „Bedenken der deutschen Regierung auszuräumen und bot wiederholt seine Bereitschaft an, alternative Lösungen zu diskutieren“.

Globalwafers-Chefin Doris Hsu erklärte: „Angesichts unserer Bemühungen um eine für beide Seiten akzeptable Lösung und unserer langen und erfolgreichen Geschichte in Europa ist dieses Ergebnis sehr enttäuschend.“ Das Unternehmen werde die „Nicht-Entscheidung der deutschen Regierung analysieren und ihre Auswirkungen auf unsere zukünftige Investitionsstrategie prüfen“.

Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums von Robert Habeck (Grüne) erklärte am Dienstag, dass bis Ablauf der Frist in der Nacht zum 1. Februar „nicht alle notwendigen Prüfungsschritte im Rahmen der Investitionsprüfung“ hätten abgeschlossen werden können. Dies betreffe „insbesondere die Prüfung der erst in der letzten Woche erfolgten kartellrechtlichen Genehmigung durch die chinesischen Behörden“, fügte sie hinzu. „Sollte das Unternehmen einen neuen Anlauf nehmen für einen neuen Erwerb, dann wird die Investitionsprüfung selbstverständlich erneut vorgenommen.“

Zuspruch kam von der SPD. „Ich stehe hinter der Entscheidung der Bundesregierung“, sagte Hannes Walter (SPD), Vize-Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, dem „Handelsblatt“. „Technologische Souveränität gewinnen wir nicht dadurch, dass wir unser Tafelsilber veräußern“, sagte Walter.

Auch die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner, äußerte sich zustimmend: „Deutschland ist ein attraktiver Investitionsstandort. Gerade deswegen ist es richtig, dass wir auch unsere Sicherheitsinteressen im Blick halten“, sagte sie dem „Handelsblatt“.

Die Reaktion von Habecks Koalitionspartner FDP fiel derweil verhaltener aus. „Wenn handfeste Argumente gegen eine Genehmigung sprechen, ist es im Sinne des deutschen Investitionsstandorts, die Entscheidung klar zu benennen“, sagte Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP, dem „Handelsblatt“. Er mahnte jedoch, dass in Deutschland „weiterhin ein positives Investitionsklima herrschen“ müsse.

Hintergrund ist die im vergangenen Jahr novellierte Außenwirtschaftsverordnung, die deutsche und europäische Sicherheitsinteressen im Fall von kritischen Unternehmensübernahmen vor allem im Bereich der Hoch- und Zukunftstechnologie effektiver schützen soll. Dazu zählen unter anderem die Bereiche Künstliche Intelligenz (KI), Robotik, Halbleiter, Biotechnologie und Quantentechnik, für die erweiterte Prüfmöglichkeiten gelten.

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