Greenpeace-Studie: Heizen der Gebäude in Deutschland ab 2035 ohne Öl und Gas möglich

Heizung - Bild: Tobias Leeger/CC BY-ND 2.0
Heizung - Bild: Tobias Leeger/CC BY-ND 2.0

Das Heizen der Gebäude in Deutschland kann laut einer Studie im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace ab 2035 vollständig durch erneuerbare Energien wie Wind und Sonne gesichert werden. Dazu müssten der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen ab 2024 und der Betrieb bestehender Heizungsanlagen mit einem Ausstiegsgesetz schrittweise bis 2035 verboten werden, erklärte Greenpeace am Mittwoch. Die Kosten beziffert die Studie auf 72 Milliarden Euro jährlich.

Energieexperte Gerald Neubauer sagte AFP: „Die aktuelle Entwicklung führt uns schmerzhaft vor Augen, dass wir nicht nur aus ökologischen Gründen schneller weg müssen von fossilen Energien, sondern auch aus politischen.“ Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, führe kein Weg am zügigen Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen vorbei.

Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) „sollte die Wärmewende jetzt mit einem Ausstiegsgesetz für Öl- und Gasheizungen beschleunigen“, forderte Neubauer. Bislang plant die Koalition, dass neue Heizungen ab 2025 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen; so steht es im Koalitionsvertrag.

Die Studie erstellte das Wuppertal Institut für Greenpeace. Die Wissenschaftler schlagen darin neben dem Ausstiegsgesetz ein ergänzendes Förderprogramm für zwölf Millionen Wärmepumpen und 70 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen vor. Bisher sind laut Studie in Deutschland gut eine Million Wärmepumpen und 20 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen installiert.

Zudem raten die Studienautoren zu einer schrittweisen Pflicht zur Sanierung ineffizienter Gebäude. Nötig ist hier demnach eine finanzielle Unterstützung der Eigentümer. Vorgeschlagen wird eine Bundesförderung für effiziente Gebäude; sie könne zur Sanierung von jährlich mindestens drei Prozent der Gebäude führen, heißt es.

Nah- und Fernwärmenetze müssten zur Erreichung des Ziels stark ausgebaut und bis 2035 auf erneuerbare Energien umgestellt werden, listet die Studie weiter auf. Hier sei ein Förderprogramm für Betreiber und Kommunen notwendig.

Laut Studie wäre eine beschleunigte Wärmewende trotz der hohen Ausgaben für Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wirtschaftlich. Der Ausstieg aus Öl und Gas erfordere zwar zunächst zusätzliche jährliche Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro sowie 22 Milliarden Euro staatliche Fördergelder, rechneten die Autoren vor. „Doch ab 2035 würde das jährlich netto 11,5 Milliarden Euro an Kosten einsparen.“ Mit den Umbaumaßnahmen sei zudem eine halbe Million Arbeitsplätze verbunden.

Greenpeace betonte, dass die beschleunigte Wärmewende bis 2035 zur Verringerung von jährlich 168 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten führen würde. Das seien mehr als 20 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland im vergangenen Jahr. „Fast 700.000 fossile Heizungen wurden in Deutschland im vergangenen Jahr neu eingebaut – für den Klimaschutz ist das fatal“, sagte Neubauer. „Jede weitere Öl- oder Gasheizung macht den Umstieg kostspieliger. Deshalb muss die Bundesregierung die Weichen für eine schnelle Wärmewende noch in diesem Jahr stellen“, forderte er.

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