Die 195 Mitgliedstaaten des Weltklimarats IPCC beraten seit Montag über den dritten Teil des neuen IPCC-Sachstandsberichts. Seit mehr als drei Jahrzehnten werten zahlreiche IPCC-Wissenschaftler aktuelle Forschungsergebnisse zum Klimawandel aus und ziehen daraus Schlüsse für Entscheidungsträger in aller Welt.
Im Laufe der Zeit hat die Gewissheit über den menschengemachten Klimawandel und seine gravierenden Folgen für Mensch und Natur zugenommen. Ein radikales Umsteuern von Regierungen und Unternehmen lässt aber bislang auf sich warten.
1990 veröffentlichte der zwei Jahre zuvor gegründete Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) seinen ersten Bericht. Schon dieser erste Sachstandsbericht bestand aus drei Teilen, die sich mit den physikalischen Grundlagen des Klimawandels, seinen Auswirkungen sowie Lösungsansätzen befassten.
Die Autoren stuften den Zusammenhang zwischen dem Treibhausgasausstoß der Menschen und der Erderwärmung damals noch nicht als „eindeutig“ ein, wie es der IPCC mittlerweile tut. Aber schon damals brachten die Wissenschaftler ihre „Überzeugung“ zum Ausdruck, dass der Treibhausgasausstoß „sofort“ drastisch verringert werden müsse.
Trotz „bedeutender Ungewissheiten“ in der Klimaforschung riefen die damaligen Berichtsautoren zum Handeln auf: „Da die angekündigten klimatischen Veränderungen für die Umwelt des Planeten und die menschlichen Aktivitäten sehr bedeutende Folgen haben könnten, ist es wünschenswert, ab jetzt zu untersuchen, was wir tun könnten, um diese abzuwehren.“ Dabei müssten alle Treibhausgasemissionen in allen Bereichen wie etwa Energie, Industrie und Landwirtschaft schnell und drastisch zurückgefahren werden.
Seit Jahrzehnten „verfeinern sich unsere Kenntnisse, aber Alarm wurde schon seit dem ersten IPCC-Bericht geschlagen“, sagt die französische Klimawissenschaftlerin Céline Guivarch, die am aktuellen sechsten IPCC-Sachstandsbericht mitgearbeitet hat.
Etwa alle sechs Jahre wurde ein neuer IPCC-Sachstandsbericht veröffentlicht. Die Aussagen der mehrere hundert Seiten langen Faktensammlungen gingen immer in die selbe Richtung: Ein Gegensteuern gegen den Klimawandel ist dringend geboten. Angesichts der wachsenden Kenntnisse über Mechanismen und konkrete Folgen des Klimawandels wurden die Mahnungen in den Berichten immer klarer und dringlicher.
Aber trotz der wiederkehrenden Warnungen nehmen die weltweiten Treibhausgasemissionen praktisch ständig zu. Nur während größerer Wirtschaftskrisen wie etwa während der Corona-Pandemie verlangsamt sich diese Entwicklung. Das Tempo, in dem die CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit dem Jahr 1900 zunimmt, ist laut IPCC mindestens zehn Mal so hoch „wie in jedem anderen Zeitraum der vergangenen 800.000 Jahre“.
2019 war die CO2-Konzentration in der Atmosphäre so hoch wie seit mehr als zwei Millionen Jahren nicht mehr. 2021 erreichte diese Konzentration nach Angaben der Messstation Mauna Loa in Hawaii einen Wert von 416 ppm. Als der IPCC 1990 seinen ersten Sachstandsbericht veröffentlichte, waren es noch 354 ppm.