Individuelle Gesundheitsleistungen zu größtem Teil ohne Nutzen

Ärztliche Behandlung
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Die derzeit angebotenen 55 Individuellen Gesundheitsleistungen – abgekürzt Igel – bringen laut den Krankenkassen zum größten Teil mehr Schaden als Nutzen. Lediglich zwei der Leistungen seien „tendenziell positiv“, ergab der am Donnerstag vom Medizinischen Dienst Bund vorgestellte sogenannte Igel-Monitor. Dessen Vorstandschef Stefan Gronemeyer sagte, die Igel-Nutzenbilanz sei „nicht gut“. „Bei den meisten Leistungen überwiegt der Schaden den möglichen Nutzen.“ Als Beispiel für eindeutig negative Igel-Leistungen nannte er etwa Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung von Eierstockkrebs.

Igel-Leistungen sind Leistungen, die Patienten selber bezahlen müssen. Dem Bericht zufolge werden Versicherte in den Arztpraxen über den potenziellen Schaden und Nutzen der Angebote unzureichend informiert. Bei dem Ultraschall zur Früherkennung von Eierstockkrebs könne es zu vielen falsch positiven Ergebnissen und damit zu unnötigen weiteren Untersuchungen und Eingriffen kommen. „Dies widerspricht den einfachsten Regeln der Patientensicherheit – diese Igel sollte gar nicht mehr angeboten werden“, sagte Gronemeyer.

Der Nutzen der von vielen Praxen angebotenen Vitaminchecks oder Vitaminkuren wird in dem neuen Monitor als „unklar“ bezeichnet. Bei einer systematischen wissenschaftlichen Recherche hätten sich keine Studien gefunden, die darauf hinwiesen, dass diese Leistung die Gesundheit der Betroffenen verbessere. Mögliche Schäden seien gleichzeitig aber eher unwahrscheinlich. In seltenen Fällen könne es bei der Vitamingabe per Spritze zu einer allergischen Reaktion kommen.

Dem Gutachten zufolge berichten immer wieder Patienten, dass sie beim Facharzt für Regeluntersuchungen Wochen oder Monate auf einen Termin warten müssten. Für Selbstzahlerleistungen gebe es aber sofort Termine. Dies lege die Vermutung nahe, dass das Angebot von Igel unmittelbare Auswirkungen auf das Versorgungsangebot habe.

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