Günstiges Wetter und staatliche Förderung treiben Spaniens Windkraft voran

Windkraft
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Dank öffentlicher Förderung, privater Investitionen und vielerorts günstiger Wetterbedingungen ist die Windkraft in Spanien inzwischen zur Nummer Eins bei der Stromversorgung geworden. In einer Zeit, in der sich alle europäischen Länder angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine um mehr Energieautonomie bemühen, kommt dies der spanischen Regierung gerade recht.

Einer der Wind-Spots ist die Ortschaft Villar de los Navarros in der Nähe von Saragossa im Nordosten Spaniens. „Wir haben hier geeignetes Gelände“, sagt Joaquín García Latorre, Projektleiter bei Enel Green Power Espana, und zeigt dabei auf die riesigen Masten, die auf den Anhöhen oberhalb des Dorfes errichtet wurden. Das spanisch-italienische Unternehmen baut hier in guter Windlage einen 180-Megawatt-Windpark auf – einen der größten Spaniens.

43 Turbinen haben im vergangenen November mit der Energieproduktion begonnen, sagt Latorre mit den mehr als hundert Meter hohen Masten im Hintergrund. „Wir haben hier zwischen 2500 und 3000 Stunden Wind im Jahr“, sagt der Manager. Damit könne der Windpark 471 Gigawattstunden Strom produzieren, genug um rund 150.000 Haushalte zu versorgen, sobald der Ausbau abgeschlossen ist.

Projekte wie dieses haben Spanien inzwischen zum nach Deutschland zweitgrößten Windkraftproduzenten in Europa gemacht und zum fünftgrößten weltweit. 23 Prozent des Stroms in Spanien kommen inzwischen aus Windkraft, mehr als aus Atomkraft (21 Prozent) und aus Erdgas (17 Prozent), wie der nationale Netzbetreiber REE mitteilt.

Die Windbranche profitiere von „günstigen Rahmenbedingungen“, sagt der Energieexperte Francisco Valverde Sanchez von der Beratungsfirma Menta Energia. Allerdings gebe es auch weiterhin noch Hindernisse, etwa staatlich vorgegebene Ausschreibungsverfahren.

Bereits nach der Jahrtausendwende hatte es in Spanien einen Windkraft-Boom gegeben, ausgelöst durch massive staatliche Förderung. Ab 2013 folgte ein Rückschlag, als Subventionen heruntergefahren wurden. Inzwischen hat der Bau von Windrädern jedoch wieder zugelegt. 1265 Windparks gibt es inzwischen in Spanien mit einer installierten Leistung von insgesamt 28,1 Gigawatt im Jahr 2021. Noch 2018 waren es nach Daten des Branchenverbands AEE 23,4 Gigawatt gewesen.

Zu den günstigen Rahmenbedingungen gehören auch eine hohe Flächenverfügbarkeit in dem relativ dünn besiedelten Land, Windkraft-freundliche Gesetze und innovative Hersteller. Dies mache Spanien derzeit zu einem der „interessantesten“ Märkte für Investoren in der Branche, sagt AEE-Chef Juan Virgilio Márquez.

Mit Unternehmen wie Iberdrola und Naturgy ist das Land inzwischen auch zu einem der größten Exporteure von Windkraftanlagen geworden. Die dynamische Entwicklung der Branche zieht inzwischen sogar Investoren aus anderen Bereichen an. Der Gründer des Modekonzerns Zara etwa, Amancio Ortega, steckte 245 Millionen Euro in einen Windpark in der Region Aragon.

All dies dürfte Spanien helfen, seinen Klimazielen näher zu kommen. 2020 hat sich das Land verpflichtet, bis 2030 drei Viertel (74 Prozent) seines Stroms aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Bislang sind es insgesamt etwa 47 Prozent.

Branchenexperte Sanchez mahnt dafür den Abbau bürokratischer Hemmnisse an. Insgesamt werden laut AEE derzeit fast 600 Windkraft-Projekte in Spanien von den Behörden geprüft. Zumindest für kleinere Anlagen bis 75 Megawatt will die Regierung das Genehmigungsverfahren jetzt deutlich beschleunigen.

Zum Erreichen der Klimaziele sollen neben der Windkraft an Land und Solarenergie auch neue Offshore-Windparks beitragen, die es bisher in Spanien noch kaum gibt. Angesichts von rund tausenden Kilometer Küstenlänge ist das Wachstumspotenzial  groß. „Unser Land hat genug natürliche Ressourcen, um Europas führender Produzent und Exporteur für erneuerbare Energien zu werden“, sagte Ministerpräsident Pedro Sanchez vergangene Woche selbstbewusst.

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