Die Zahl der Banken in Deutschland, die von ihren Kundinnen und Kunden Strafzinsen verlangen, ist im ersten Quartal weiter gestiegen. Wie das Portal Verivox am Freitag mitteilte, verlangen inzwischen 449 Kreditinstitute Negativzinsen von ihren Privatkundinnen und -kunden. Das Portal schätzt die Dunkelziffer deutlich höher ein – Verivox beobachtet die Internetseiten von rund 1300 Banken und Sparkassen, nicht alle veröffentlichen aber ihre Zinsen frei zugänglich.
Ende 2021 verlangten laut Verivox 423 Kreditinstitute Negativzinsen, im März 2021 waren es noch 281. Zuletzt stieg demnach nicht nur die Anzahl der Banken mit einem Verwahrentgelt, sondern 28 Kreditinstitute verschärften zudem ihre bereits bestehenden Negativzinskonditionen oder kündigten dies entsprechend an. Entweder sie drückten den Zinssatz noch tiefer in Minus oder reduzierten den Freibetrag, bis zu dem kein Entgelt erhoben wird.
22 Geldhäuser berechnen zudem eine Gebühr für das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto. Dadurch entstehen faktisch Negativzinsen.
„Schon längst müssen nicht mehr nur besonders vermögende Bankkunden Negativzinsen zahlen, auch Klein- und Durchschnittssparer sind immer häufiger betroffen“, erklärte Verivox. Einige Banken berechnen demnach schon ab 5000 oder 10.000 Euro auf dem Konto Negativzinsen. Mindestens 175 Kreditinstitute beschränken den Freibetrag für das Gesamtguthaben auf 50.000 Euro oder weniger. Vor einem Jahr waren es erst 90 Geldhäuser.
Bei der Höhe des Entgelts orientieren sich die meisten Banken am negativen Einlagezins der Europäischen Zentralbank (EZB) und geben diesen weiter. Auf einen Teil ihrer überschüssigen Einlagen müssen Kreditinstitute selbst 0,5 Prozent Strafzinsen an die EZB abführen. Laut Verivox gehen dabei 19 Banken noch über diesen EZB-Strafzins hinaus und berechnen zumindest einem Teil ihrer Kunden Verwahrentgelte in Höhe von bis zu einem Prozent.