Er ist nicht einfach ein Satiriker und Kabarettist, vielen gilt er als der Satiriker und Kabarettist: Was Otto für den schnellen Lacher ist, ist Gerhard Polt seit fast 50 Jahren für den hintergründigen Humor – eine eigene Marke, nicht zu kopieren, mit einem riesigen Lebenswerk. Der am Schliersee lebende Polt wird am Samstag 80 Jahre alt, doch ein Ende seines Tuns ist nicht zu erwarten.
„Bevor man vor dem Fernseher verreckt, geht man doch lieber auf die Bühne“, sagte er 2020 dem „Spiegel“. Und vor einigen Monaten sagte er der „Augsburger Allgemeinen“, er sei schon einige Male gefragt worden, warum er nicht aufhören wolle. „Dann denke ich immer: Warum soll ein Maler, ein Künstler aufhören?“ Es sei eine Gnade, die Chance zu haben, das zu tun, was einem Spaß mache.
Polt gilt trotz seines zuweilen bösen Humors als ein großer Menschenfreund – als einer, der im Wirtshaus sitzt und dort zum Schweinsbraten noch das pralle Leben verzehrt. Was er beobachtet und hört, wird in Geschichten umgemünzt – so etwa bei einem seiner Klassiker über einen Mann, der die Vorzüge seiner aus dem Katalog bestellten Gattin Mai Ling rühmt. Den entsprechenden Katalog gab es wirklich.
Polt sagt, er werde oft gefragt, was Humor sei. Zu seiner üblichen Antwort darauf wurde inzwischen: „Humor ist eigentlich nur, wenn er stattfindet – wenn er nicht stattfindet, dann ist er nicht.“
Dass Polt ohne seine bayerische Sozialisation der Künstler geworden wäre, der er heute ist, ist kaum vorstellbar. Er kam am 7. Mai 1942 in München zur Welt. Die ersten Lebensjahre wuchs Polt aber im tiefkatholischen Wallfahrtsort Altötting auf, wo seine Mutter auf der Flucht vor den Kriegswirren mit ihrem Kind in einem Metzgerhaus unterkam.
Dass der kleine Gerhard evangelisch war, focht die Altöttinger nicht an – er habe alle katholischen Weihen bekommen. „Wenn man so groß geworden ist wie ich, hat man den Weihrauch mit der Muttermilch aufgesogen“, sagte Polt der „Augsburger Allgemeinen“.
Wenige Jahre nach Kriegsende zog die Mutter nach München zurück. Polt machte Abitur, studierte zunächst in München und ging dann nach eigenen Worten eher „zufällig“ nach Schweden, wo er Skandinavistik und Altgermanistik studierte. Polt spricht fließend Schwedisch und ist regelmäßig im hohen Norden – genau wie er Italienisch spricht und regelmäßig mehrere Monate in Italien lebt.
Von 1974 an baute Polt die künstlerische Karriere immer weiter auf. Er entwarf Hörspiele und schrieb ein Kabarettprogramm. Der große Durchbruch wurde die Zusammenarbeit mit Regisseur Hanns Christian Müller und mit der Schauspielerin Gisela Schneeberger.
Das Trio entwarf erfolgreiche Bühnenprogramme und schaffte 1979 den Sprung ins Fernsehen. Die Sketchreihe „Fast wia im richtigen Leben“ schaffte es schnell aus dem Programm des Bayerischen Rundfunks in die ARD und lief bis 1988. Sie machte Polt genauso bekannt wie seine Auftritte in Dieter Hildebrandts „Scheibenwischer“ oder seine Kinofilme wie „Man spricht Deutsh“.
Der seit vielen Jahren mit den Brüdern Well von den inzwischen aufgelösten Gruppe Biermösl Blosn auftretende Bayer sieht dabei im Humor die Chance, sich aus den Unerträglichkeiten des Lebens zu retten.
Über die Frage, wie er selbst alt werden wolle, denke er aber nicht so viel nach, sagte Polt der „Augsburger Allgemeinen“. „Es gibt diesen Witz: Was will ein 99-Jähriger unbedingt? Hundert werden.“ Natürlich hoffe er, dass er am nächsten Tag frühstücke. „Und wenn ich mir schwere Gedanken mache, dann überlege ich mir höchstens, wann ich mal wieder ein Weißwurstfrühstück mache.“