ING Deutschland schafft Negativzinsen für Großteil der Kunden ab

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Die Direktbank ING Deutschland schafft zum 1. Juli für fast alle Kundinnen und Kunden die Negativzinsen ab. Ab diesem Datum erhöhe sich der Freibetrag für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten von aktuell 50.000 auf 500.000 Euro, teilte die Bank am Dienstag mit. Damit gebe die Bank „die positive Zinsentwicklung an den Kapitalmärkten und die zuversichtliche Markterwartung frühzeitig an ihre Kundinnen und Kunden weiter“.

Mit Erhöhung des Freibetrags entfalle das sogenannte Verwahrentgelt für „99,9 Prozent unserer Kundinnen und Kunden“, erklärte die ING. Für Bestandskunden gelten die neuen Freibeträge demnach ab 1. Juli automatisch.

Bank-Chef Nick Jue kündigte an, die Kunden auch teilhaben zu lassen, „sollte sich das Zinsumfeld weiterhin positiv entwickeln“. Die Niedrigzinsphase werde allerdings vorerst anhalten, warnte er.

Die ING Deutschland hat nach eigenen Angaben mehr als neun Millionen Kundinnen und Kunden und ist damit die drittgrößte Bank Deutschlands. Oliver Maier vom Vergleichsportal Verivox sieht in der Verzehnfachung des Freibetrags bei der ING Deutschland ein „deutliches Signal in die gesamte Branche: Wenn große Häuser ihre Konditionen verbessern, steigt automatisch der Druck auf die Wettbewerber, ebenfalls aktiv zu werden.“ Darum sei es gut möglich, dass in den nächsten Tagen und Wochen weitere Banken nachziehen und ebenfalls die Freibeträge anheben.

Mehrere große Banken hätten bereits angekündigt, die Negativzinsen für ihre Kunden zurückzufahren, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) aus ihrer Minuszinspolitik aussteigt, erklärte Maier. „Bei einem beträchtlichen Teil der Banken reduzieren sich die Negativzinsen dann sogar automatisch. Denn bei diesen Instituten ist das Verwahrentgelt im Preisverzeichnis ausdrücklich an den Einlagezins der EZB gekoppelt.“ Er liegt seit September 2019 bei minus 0,5 Prozent.

Laut Verivox haben in den vergangenen zwei Wochen bereits vier Banken ihre Freibeträge deutlich angehoben: die PSD Bank Kiel, die Oldenburgische Landesbank, die Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau und die Volksbank Stendal. Im selben Zeitraum hätten aber auch weitere Banken Negativzinsen eingeführt oder ihre Konditionen verschärft.

Derzeit weisen laut Vergleichsportal 455 Banken in Deutschland Negativzinsen für Privatkunden aus. Da nicht alle Banken ihre Zinsen frei zugänglich veröffentlichen, gebe es zudem eine Dunkelziffer, wie Verivox erklärte.

Die EZB steht nach der jüngsten Leitzinserhöhung in den USA und wegen der hohen Inflation im Euroraum unter Druck, ihrerseits die Leitzinsen rasch zu erhöhen. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte vergangene Woche, der Schritt sei bereits im Juli möglich. Ihr Kollege Fabio Panetta aus Italien dagegen mahnte zur Besonnenheit und verwies auf die stagnierende Wirtschaft im Euroraum.

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