Viele Bürger kennen das Gefühl zum Ende eines Monats hin – nur noch wenige Tage und dann ist endlich wieder das Gehalt auf dem Konto. Doch mit der Lohnauszahlung für Januar wird erst richtig deutlich, wie stark die gestiegenen Sozialabgaben zu Buche schlagen. Denn die durchschnittlichen Lohnnebenkosten für Arbeitnehmer stiegen zum Jahreswechsel von 20,45 Prozent auf 21,15 Prozent und sind damit so hoch wie noch nie.
Insbesondere der Beitrag zur gesetzlichen Krankenkasse ist mit rund 8,75 Prozent ein harter Schlag für viele Angestellten. Das haben auch Trickbetrüger erkannt und so häufen sich seit Bekanntgabe der Erhöhungen die Meldungen von vermeintlichen Krankenkassen-Mitarbeitern, die zusätzlich versuchen, Betroffenen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Damit Verbraucher nicht mehr zahlen müssen als sie ohnehin schon tun, klärt Thomas Wrobel, Spamschutz-Experte von „Clever Dialer“, über die dreiste Masche auf und nennt Tipps zum Umgang mit Betrugsanrufen.
Auch Trickbetrüger wollen ein Stück vom Kuchen
Leider lässt es sich nicht bestreiten: Das Jahr 2025 wird teuer. Deshalb ist es umso verständlicher, dass viele Verbraucher froh sind, wenn ihnen finanzielle Entlastungen geboten werden – sei es in Form von günstigen Mitgliedsbeiträgen oder eben einer Rückzahlung zu viel gezahlter Summen.
Bereits im November meldeten einige Nutzer, dass sie Anrufe von vermeintlichen Krankenkassen erhalten haben. So wurde beispielsweise vor der Telefonnummer „01573 9789548“ mit folgendem Kommentar gewarnt: „Automatische Ansage: Liebe Mitbürger, Sie zahlen privat zu viel für Ihre Krankenkassenbeiträge. Möchten auch Sie zu viel gezahlte Beiträge zurückerstattet bekommen? Dann drücken Sie die 1 auf Ihrem Telefon. Danach habe ich aufgelegt und die Nummer gesperrt.”
Was zunächst wie ein Einzelfall erschien, sollte sich auch im Dezember wiederholen und immer mehr Verbraucher meldeten Vorfälle von sogenannten Robocalls, in denen mit einer Rückzahlung zu viel gezahlter Krankenkassenbeiträge gelockt wurde. Gerade vor dem Hintergrund der bevorstehenden ersten Gehaltszahlungen in 2025 muss davon ausgegangen werden, dass diese Anrufe in den kommenden Wochen weiter zunehmen und Trickbetrüger vermehrt mit der Verzweiflung der Bürger spielen werden.
Krankenkassen müssen nicht telefonisch nachfragen!
Generell gilt: Steigt der Zusatzbeitragssatz einer Krankenkasse, so gibt es ein einmonatiges Sonderkündigungsrecht für Mitglieder, über das die jeweiligen Versicherungen mit Bekanntgabe der Erhöhung informieren. Wer also auf einen niedrigeren Beitragssatz hofft, musste bereits im Vorfeld eigenständig einen entsprechenden Wechsel veranlassen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Erstattungen zu viel geleisteter Zahlungen höchst unwahrscheinlich und daher sollte jeder Verbraucher bei solch einem Anruf skeptisch sein.
Robocalls sind zudem ein weiteres Indiz für unseriöse Angebote. Automatisierte Nachrichten, die zum Drücken einer Taste oder einem Rückruf auffordern, sind niemals von einer echten Krankenkasse! Diese Methoden zielen darauf ab, den Aufwand auf der Betrügerseite so gering wie möglich zu halten. Nur Personen, die tatsächlich auf die Aufforderung eingehen, werden zu einem echten Menschen weitergeleitet und unter falschen Tatsachen dazu gedrängt, ihre sensiblen Daten wie Name, Adresse oder IBAN preiszugeben.
Was viele Verbraucher in einer solchen Situation jedoch vergessen: Ihre Krankenkasse hat alle relevanten Daten längst! Informationen wie die Steuer-ID oder die Rentenversicherungsnummer liegen bereits vor, weshalb die Krankenkasse niemals telefonisch nach ihren personenbezogenen Daten fragen wird. Sollte es in Zukunft tatsächlich einmal der Fall sein, dass sich Mitglieder auf eine Dividende freuen können, wird diese in aller Regel automatisiert ausgezahlt und über den Erhalt lediglich per Brief oder E-Mail informiert.
Aktives Handeln und Prävention
Doch was, wenn die Erkenntnis zu spät kommt und persönliche Daten bereits mit den Gaunern geteilt wurden? In so einer Situation ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Vorfall sauber zu dokumentieren. Betroffene sollten sich die Telefonnummer und die Inhalte des Gesprächs notieren, damit sie im Nachgang so viele Details wie möglich benennen können. Wurden sensible Informationen geteilt, ist es ratsam, Passwörter, PINs oder sonstige Zugangsdaten zu ändern.
Auch die Bank sollte im Zweifel kontaktiert und über den Trickbetrug informiert werden. Verdächtige Transaktionen können mitunter rückgängig gemacht und die Karte gesperrt werden, falls nötig. Haben Verbraucher ihre Versichertendaten preisgegeben, ist ein Anruf bei der eigenen Krankenkasse ebenfalls sinnvoll. Schließlich kann auch eine Anzeige bei der Polizei erstattet werden. Dabei ist es wichtig, alle gesammelten Informationen parat zu haben. Was Betroffene auf keinen Fall haben sollten, ist Scham oder gar Schuldgefühle. Telefonbetrug ist ein globales Problem und kann jeden treffen.
Prävention ist die beste Verteidigung. Deshalb ist das Teilen von Erfahrungen essenziell, um Verbraucher für die aktuellen Maschen zu sensibilisieren. Plattformen die eine Rückwärtssuche anbieten, können genutzt werden, um andere Nutzer zu warnen. Nur wer gut informiert ist, sich nicht von vermeintlichen Rückzahlungen locken lässt und keine sensiblen Daten am Telefon preisgibt, schützt sich am besten vor möglichen Verlusten. Zusätzlich können Apps zur Anruferkennung installiert werden und vor einem potenziellen Betrug bewahren, weil sie verdächtige Anrufe gar nicht erst durchstellen.
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