Der Onlinedienst Twitter setzt sich gegen den Versuch der feindlichen Übernahme durch den Technologieunternehmer Elon Musk zur Wehr. Der Verwaltungsrat verabschiedete einen Plan, der die Rechte der derzeitigen Anteilseigner stärkt, wie das US-Unternehmen am Freitag mitteilte. Musk, der erst kürzlich als Großaktionär bei Twitter eingestiegen war, wird damit der von ihm beabsichtigte Aufkauf der übrigen Aktien des Unternehmens erschwert.
Der Plan ermöglicht es den Angaben zufolge den Anteilseignern, weitere Aktien zu einem günstigeren Preis zu erwerben. Auch ist vorgesehen, dass bei der möglichen Übernahme des Unternehmens durch den großangelegten Aufkauf von Aktien der Käufer eine sogenannte Kontrollprämie an die übrigen Aktionäre zahlen muss. Dabei handelt es sich um einen Beitrag, der über dem Marktwert der Aktien liegt.
Der verabschiedete Plan werde die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass „irgendeine Institution, Person oder Gruppe“ durch den Erwerb von Aktien auf dem freien Markt die Kontrolle über das Unternehmen gewinne, ohne dass allen Anteilseignern eine „angemessene Kontrollprämie“ gezahlt werde, erklärte Twitter.
Der Plan soll in Kraft treten, wenn ein Investor ohne Zustimmung des Verwaltungsrats mehr als 15 Prozent der Unternehmensanteile kauft. Musk hält derzeit etwa neun Prozent. Musk äußerte sich nicht direkt zu den Vorstandsplänen. Er warnte jedoch auf Twitter, dass der Verwaltungsrat mit einer „gigantischen“ rechtlichen Haftung rechnen müsse, wenn dieser Musks Angebot gegen die Interessen der Aktionäre ablehne.
Der Analyst Dan Ives sagte, dass der Schritt der Unternehmensführung „von den Aktionären nicht positiv gesehen“ wird. Zum einen drohe eine Verwässerung der Aktien, aber auch ein allgemeines Signal der Feindseligkeit gegenüber einer Übernahme des Unternehmens. Er nannte eine gerichtlichen Anfechtung des Plans „wahrscheinlich“.
Musk, der Gründer des Elektroautoherstellers Tesla und des Weltraumunternehmens SpaceX, hatte am Vortag angekündigt, nach seinem Einstieg als Großaktionär bei Twitter alle verbleibenden Twitter-Aktien zu einem Stückpreis von 54,20 Dollar (49,69 Euro) kaufen zu wollen. Den Wert von Twitter veranschlagte Musk damit bei rund 43 Milliarden Dollar.
Der Starunternehmer räumte allerdings bereits am Donnerstag ein, er sei sich „nicht sicher“, dass ihm die Übernahme von Twitter gelingen werde. Fraglich ist, wie er das Geschäft finanzieren will, da sein Kapital überwiegend in Aktien seiner eigenen Unternehmen gebunden ist.
Einige Investoren hatten sich zudem bereits gegen den Vorschlag ausgesprochen, darunter der saudische Prinz Alwaleed bin Talal. Die Analysten von Morningstar Research erklärten, „dass die Wahrscheinlichkeit, dass Twitter das Angebot annimmt, wahrscheinlich unter 50 Prozent liegt“.
Die Frage ist auch, wie Musk nach einer Übernahme die Plattform führen würde. Während er sich selbst für Transparenz beim Algorithmus, der die Anzeige der Beiträge steuert, und größtmögliche Meinungsfreiheit ausspricht, fürchten andere um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, falls Twitter wieder umstrittene Meinungsäußerungen wie die des gesperrten Ex-US-Präsidenten Donald Trump zulässt.