Nach der Zusage weiterer Waffenlieferungen für die Ukraine durch die USA, Deutschland und andere Länder hat Russland nach eigenen Angaben eine „große Menge“ westlicher Waffen in der Ukraine zerstört. Von den USA und europäischen Ländern an die Ukraine gelieferte Waffen seien bei einem Raketenangriff nahe Saporischschja im Südosten der Ukraine vernichtet worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch. Die ukrainischen Behörden dementierten diese Angaben.
Nach russischen Angaben befanden sich die zerstörten Waffen und Munition in Lagerhallen auf dem Gelände eines Aluminiumwerks nahe der Stadt Saporischschja. Was für Waffen genau dort bei dem Angriff mit Langstreckenraketen vom Typ Kalibr zerstört worden sein sollen, teilte die russische Armee nicht mit.
Die Regionalverwaltung von Saporischschja dementierte die russischen Angaben: es sei „keinerlei Munitions- oder Waffenlager getroffen worden“, die betroffene Fabrik sei „seit sechs Jahren nicht mehr in Betrieb“.
Erst am Dienstag hatten 40 Länder auf dem US-Militärstützpunkt in Ramstein über weitere Militärhilfen für die Ukraine beraten. Die Bundesregierung hatte dabei nach langem Zögern die Lieferung schwerer Waffen zugesagt. Die Ukraine soll demnach Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard erhalten.
Russlands Präsident Wladimir Putin drohte anderen Ländern am Mittwoch mit einer „blitzschnellen Reaktion“, sollten sie in der Ukraine militärisch eingreifen. Das russische Militär werde nicht zögern, modernste Waffen dafür zu nutzen, sagte er im Parlament. Russland habe „alle Werkzeuge“ für einen schnellen Gegenschlag: „Wir werden nicht lange damit prahlen: Wir werden sie verwenden, wenn wir müssen. Und ich möchte, dass jeder das weiß.“
Der russische Gazprom-Konzern stoppte derweil seine Gaslieferungen nach Bulgarien und Polen. Als Grund führte Gazprom an, dass die beiden EU-Staaten keine Zahlungen in Rubel geleistet hätten. Putin hatte im März angekündigt, dass Russland für Gaslieferungen nur noch Zahlungen in Rubel akzeptieren werde.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warf Moskau nach dem Lieferstopp „Erpressung“ vor und kündigte eine „koordinierte“ Reaktion an. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies den Vorwurf der Erpressung zurück und sprach von einer Antwort auf „unfreundliche Akte“ der betroffenen Länder gegen Russland.
In der Ostukraine rückten die russischen Streitkräfte unterdessen von der bereits eroberten Stadt Isjum südlich von Charkiw in Richtung Barwinkowe vor. Dabei hätten sie die Ortschaften Sawody und Welyka Komyschuwacha erobert, erklärte das Verteidigungsministerium in Kiew. Weiter östlich rückt die russische Armee den Angaben zufolge auf die Stadt Lyman in der Region Donezk vor. Dabei habe sie die Ortschaften Saritschne und Nowotoschkiwske unter ihre Kontrolle gebracht.
Die an die Ukraine angrenzende pro-russische Separatistenregion Transnistrien in der Republik Moldau meldete am Mittwoch den Beschuss eines großen russischen Munitionslagers in dem grenznahen Dorf Kolbasna. In Moldau wachsen die Befürchtungen, dass Transnistrien in den Ukraine-Krieg hineingezogen werden könnte.
Die Separatisten in der abtrünnigen Region machen die Ukraine für eine Reihe mysteriöser Angriffe in den vergangenen Tagen verantwortlich. Kiew dagegen wirft Russland vor, die Angriffe als Vorwand für ein russisches Eingreifen in der Region zu inszenieren. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sprach im Bundestag am Mittwoch von einer „wirklich Besorgnis erregenden Lage“. Deutschland stehe „an der Seite von Moldau“.