Der jahrelange Boom des Onlinehandels hat die Nachfrage und die Umsätze in der Paketbranche deutlich steigen lassen. Im Jahr 2021 während der Covid-19-Pandemie setzte die Branche der Post-, Kurier- und Expressdienste rund 64,2 Milliarden Euro um, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit. Damit hat sich der nominale Umsatz binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Im Jahr 2011 hatte der Umsatz der Post- und Paketdienstleister noch bei 28,1 Milliarden Euro gelegen. Gleichwohl verdienen Fachkräfte, also Beschäftigte, die üblicherweise eine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung durchlaufen haben, bei Post- und Zustelldiensten weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft: Durchschnittlich 2.719 Euro brutto (ohne Sonderzahlungen) im Monat verdienten vollzeitbeschäftigte Fachkräfte im April 2022. Damit erhielten Fachkräfte in diesem Bereich durchschnittlich gut 20 Prozent weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft (3.411 Euro brutto im Monat). In der Post- und Paketbranche arbeiten Erwerbstätige nicht nur zu vergleichsweise geringen Verdiensten, sondern oft auch zu unüblichen Zeiten: Im Jahr 2022 arbeiteten nach Ergebnissen des Mikrozensus 57 Prozent der Erwerbstätigen in diesem Bereich auch an Wochenenden.
Der Anteil ist wesentlich höher als in der Wirtschaft insgesamt: Über alle Branchen hinweg gingen 30 Prozent der Erwerbstätigen auch an Wochenenden ihrer Beschäftigung nach. Jeder siebte Erwerbstätige (14 Prozent) bei Post-, Kurier- und Expressdiensten arbeitete 2022 zudem nachts zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens. Zum Vergleich: Insgesamt leistete jeder zehnte Erwerbstätige (zehn Prozent) Nachtarbeit.
Dagegen war die Arbeit in den Abendstunden zwischen 18 Uhr und 23 Uhr bei Post-, Kurier- und Expressdiensten mit einem Anteil von 19 Prozent der Erwerbstätigen weniger verbreitet als im Durchschnitt aller Branchen (28 Prozent). Vergleichsweise häufig sind Erwerbstätige in der Post- und Paketbranche auch atypisch beschäftigt – das heißt entweder befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, geringfügig beschäftigt oder in Zeitarbeit, so das Bundesamt weiter. 2022 traf dies auf 29 Prozent der Kernerwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten zu.
Kernerwerbstätige sind alle Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren, die weder in Ausbildung noch in einem Freiwilligendienst sind. Über alle Branchen hinweg lag der Anteil der atypisch Beschäftigten bei gut 19 Prozent der Kernerwerbstätigen. 17 Prozent der Kernerwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten arbeiteten 2022 in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden.
Bei den Kernerwerbstätigen aller Branchen waren es dagegen elf Prozent. Der Anteil der befristet Beschäftigten an den Kernerwerbstätigen war bei Post- und Paketdienstleistern mit zwölf Prozent sogar doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Branchen mit gut sechs Prozent. In der Post- und Paketbranche arbeiteten im vergangenen Jahr anteilig auch deutlich mehr Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit als in der Wirtschaft insgesamt: 41 Prozent hatten 2022 eine ausländische Staatsangehörigkeit, während es unter allen Erwerbstätigen 17 Prozent waren.
Der wachsende Bedarf an Paketdienstleistungen spiegelt sich auch in der steigenden Zahl der Erwerbstätigen in der Branche wider: Bei den Post-, Kurier- und Expressdiensten stieg ihre Zahl nach Ergebnissen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen binnen zehn Jahren um 24 Prozent auf rund 553.000 Personen im Jahr 2021. Damit wuchs der Personalbestand der Branche deutlich stärker als die Erwerbstätigenzahl in der deutschen Wirtschaft insgesamt, in der es im selben Zeitraum gut acht Prozent mehr Erwerbstätige gab.