Langjähriger US-Senator Harry Reid gestorben

Harry Reid - Bild: Center for American Progress Action Fund
Harry Reid - Bild: Center for American Progress Action Fund

Der langjährige US-Senator Harry Reid ist tot. Der frühere Mehrheitsführer der Demokraten in der zweiten Kongresskammer starb am Dienstag im Alter von 82 Jahren, wie seine Frau Landra US-Medien mitteilte. Reid hatte während der Präsidentschaften von George W. Bush und Barack Obama an der Spitze des Oberhauses gestanden. US-Präsident Joe Biden würdigte den Verstorbenen als „Giganten unserer Geschichte“.

Reid sei „friedlich und umgeben von unserer Familie gestorben“, teilte seine Frau mit. Bei dem Politiker war 2018 Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden.

Reid wurde am 2. Dezember 1939 in einer Bergarbeiterstadt im US-Bundesstaat Nevada geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. 1986 zog er erstmals in den US-Senat ein. Nach den Wahlen 2004 übernahm er die Führung der Demokraten im Oberhaus, von 2007 bis 2015 war er Mehrheitsführer.

Reid verwies oft auf seine Herkunft aus der Arbeiterschicht: Sein Vater war Bergarbeiter, seine Mutter Wäscherin. Als Jugendlicher musste er 65 Kilometer per Anhalter in die weiterführende Schule fahren. In seiner Jugend war er zudem Preisboxer – eine prägende Erfahrung, die er auch in seiner Autobiographie „The Good Fight“ (Der gute Kampf) verarbeitete.

Sein Jura-Studium in der Hauptstadt Washington finanzierte Reid durch Nachtschichten bei der US-Parlamentspolizei. Der Demokrat war konservativer als die meisten seiner Parteikollegen im Senat. Als praktizierender Mormone lehnte er etwa Abtreibungen strikt ab.

Der für seine Schlagfertigkeit und leise Stimme bekannte Reid galt als wichtige Stütze des früheren Präsidenten Obama. Ihm half er, zentrale politische Vorhaben durch den Senat zu boxen – darunter den als Obamacare bekannten Affordable Care Act.

Obama veröffentlichte nach dem Bekanntwerden von Reids Tod einen Brief, den er vor kurzem an seinen langjährigen politischen Weggefährten geschrieben hatte. Darin schrieb Obama: „Ich wäre nicht Präsident gewesen, wenn es Deine Ermutigung und Deine Unterstützung nicht gegeben hätte, und ich hätte das meiste, was ich geschafft habe, nicht geschafft ohne Dein Talent und Deine Entschlossenheit.“

Präsident Biden, der bereits als Vizepräsident unter Obama gedient hatte und damals ebenfalls eng mit Reid zusammenarbeitete, nannte den Verstorbenen einen „Giganten unserer Geschichte“ und einen „der größten Mehrheitsführer des Senats aller Zeiten“. Reid sei es nie „um die Macht der Macht wegen gegangen“, erklärte Biden. „Es ging ihm um die Macht, um das Richtige für die Menschen zu tun.“

Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sprach von Reid als einem „Titan“, der „mit immensem Mut und voller Überzeugung unermüdlich daran gearbeitet hat, historische Fortschritte für die Amerikaner zu erreichen“.

Der derzeitige Mehrheitsführer im Senat, der Demokrat Chuck Schumer, bezeichnete Reid als „eine der bemerkenswertesten Menschen, die mir je begegnet sind“. Reid habe seine Herkunft nie vergessen. „Er hat den Boxerinstinkt genutzt, um ohne Angst jene zu bekämpfen, die den Armen und der Mittelschicht schaden“, schrieb Schumer im Onlinedienst Twitter.

Gewürdigt wurde Reid auch von Vertretern der oppositionellen Republikaner. Der konservative Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, nannte den Aufstieg Reids aus der Armut in den Kongress eine „vollkommen amerikanische Geschichte“. Um diese zu verwirklichen, habe es „Harrys legendäre Stärke, seine Unverblümtheit und Hartnäckigkeit gebraucht“.

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