Die Omikron-Variante: Individuell weniger ernst – aber dennoch eine Belastung für die Gesundheitssysteme

Symbolbild: Corona
Symbolbild: Corona

Die Omikron-Variante des Coronavirus mischt die Karten in der Pandemie neu. Einerseits verursacht sie derzeit in aller Welt neue Höchststände der Corona-Neuinfektionen und sorgt somit für eine Überlastung der Gesundheitssysteme. Andererseits sind die Symptome bei Omikron-Ansteckungen offenbar in der Regel milder als bei früheren Virus-Varianten. Was derzeit über Omikron bekannt ist:

Von der Lunge in die oberen Atemwege

Rund sieben Wochen nach der erstmaligen Sequenzierung von Omikron in Südafrika verbreitet sich diese Variante stark, weltweit nehmen die Corona-Neuinfektionen rasant zu. Omikron scheint aber weniger schlimme Symptome hervorzurufen als frühere Varianten. Am Freitag erklärten die französischen Gesundheitsbehörden unter Berufung auf Daten aus den USA, Kanada, Großbritannien und Israel, das Risiko einer Krankenhauseinweisung sei bei einer Omikron-Infektion rund 70 Prozent geringer.

Einige Experten führen dies darauf zurück, dass mittlerweile viele Menschen gegen Corona geimpft sind oder bereits eine Infektion durchgemacht haben. Tierversuche deuten jedoch auf eine andere Ursache für die milderen Verläufe hin: Die neue Variante scheint sich weniger in der Lunge als in Nase und Rachen auszubreiten. Dies würde auch erklären, warum Omikron leicht durch Husten und Niesen übertragen wird.

Einige Experten fordern daher besseren Schutz durch Masken. In Österreich sind FFP2-Masken seit Dienstag auch im Freien Pflicht.

Überlastete Gesundheitssysteme

Auch wenn Omikron weniger schwere Erkrankungen auslöst, sind Experten besorgt. Denn wegen des massiven Anstiegs der Fallzahlen sind die Krankenhäuser trotzdem vielerorts überfüllt. „Selbst wenn der Prozentsatz der Fälle mit ernsthaften Erkrankungen proportional geringer ist, gibt es bei Rekord-Fallzahlen immer noch Rekordzahlen von Menschen im Krankenhaus“, schrieb die US-Virologin Angela Rasmussen auf Twitter.

Anders als bei früheren Corona-Wellen betrifft die Omikron-Welle aber offenbar vorwiegend die Normalstationen und nicht die Intensivstationen. So meldete Dänemark einen Anstieg der Corona-Neuinfektionen zwischen dem 1. Dezember und dem 1. Januar um rund 70 Prozent. Die Hospitalisierungsrate in Deutschlands Nachbarland nahm im selben Zeitrum um 47 Prozent zu, die Intensivstationen meldeten aber nur 20 Prozent mehr Patienten.

Geringere Impfwirkung

Labortests zeigen, dass mit dem Corona-Vakzin von Biontech/Pfizer oder Moderna geimpfte Menschen weniger Antikörper bilden, wenn sie mit der Omikron-Variante des Coronavirus konfrontiert werden. Bei Astrazeneca und dem chinesischen Vakzin Sinovac fällt dieser Rückgang im Vergleich zu anderen Corona-Varianten noch stärker aus.

Eine Booster-Impfung scheint die Zahl der Antikörper zu erhöhen, wie Biontech/Pfizer und Moderna auf Grundlage von Tests versichern. Aber niemand weiß derzeit, wie lange der Effekt einer dritten Impfdosis anhält.

Das heißt jedoch nicht, dass die Corona-Impfstoffe nicht gut gegen Omikron helfen. Denn zur Immunabwehr gehören auch die sogenannten T-Zellen, die von dem Virus befallene Zellen angreifen. Diese sekundäre Immunantwort ist besonders wichtig, um schwere Verläufe von Covid-19 zu verhindern. Laut einer südafrikanischen Studie schützt das Biontech/Pfizer-Vakzin auch bei nur zwei Dosen gegen schwere Erkrankungen durch die Omikron-Variante.

Im März soll eine spezieller Omikron-Impfstoff von Biontech/Pfizer bereitstehen. Ob dieser zur Anwendung kommt, ist unklar.

Herdenimmunität durch Omikron?

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten sich bereits bis März mehr als die Hälfte der Menschen im Großraum Europa mit der Coronavirus-Variante anstecken. Manche Experten und Regierungsvertreter haben die Hoffnung, dass durch die schnelle Verbreitung der weniger gefährlichen Omikron-Variante bald eine sogenannte Herdenimmunität, also ein Gemeinschaftsschutz gegen das Coronavirus, erreicht wird.

So äußerte die dänische Epidemiologin Tyra Grove Krause auf Twitter „vorsichtigen Optimismus hinsichtlich der Lage, nachdem wir die Omikron-Welle überstanden haben“. WHO-Vertreterin Catherine Smallwood trat solchen Hoffnungen aber in der vergangenen Woche entgegen: Je stärker sich das Coronavirus in Form von Omikron ausbreite und vermehre, „desto wahrscheinlicher ist es, dass es eine neue Variante hervorbringt“.

„Neue Varianten mögen uns herausfordern“, schrieb Grove Krause. „Aber mit den Impfungen wird Sars-CoV-2 hoffentlich zu einem von vielen Atemwegsviren, mit denen wir normal leben können“. Smallwood hielt dem am Dienstag entgegen, noch sei die Welt „sicherlich nicht an dem Punkt“.

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