Mehrheit der Haushalte offen für häufigere Nutzung von ÖPNV oder Fahrrad

Deutsche Bahn (über kinek00 via Twenty20)
Deutsche Bahn (über kinek00 via Twenty20)

Bei der Verkehrswende zeigen sich viele Bundesbürger offen für Veränderungen – vorausgesetzt die Infrastruktur stimmt. Laut dem am Dienstag veröffentlichten Energiewendebarometer 2021 der Förderbank KfW können sich drei Viertel der Haushalte, die aktuell mehrmals pro Woche das Auto nutzen, eine häufigere ÖPNV-Nutzung vorstellen. Als wichtigste Voraussetzungen werden eine bessere Anbindung (63 Prozent), geringere Kosten (49 Prozent) und mehr Komfort (19 Prozent) genannt.

Im ländlichen Raum liegt der Schwerpunkt laut KfW klar auf einer besseren Anbindung, die bei 71 Prozent der Haushalte zu einer stärkeren Nutzung des ÖPNV führen würde. In den Großstädten dominiert hingegen der Kostenaspekt. Rund 58 Prozent der dortigen Haushalte sagen, sie würden bei günstigeren Fahrpreisen öfter auf den ÖPNV umsteigen. Mit Blick auf die Einschätzung des ÖPNV als zu unkomfortabel regt die KfW-Studie an, die Qualität des Angebots zu verbessern, etwa auch durch mehr Sauberkeit und mehr Platz in den Fahrzeugen.

Allerdings: Rund 25 Prozent der Haushalte können sich grundsätzlich keinen Umstieg auf den ÖPNV vorstellen, bei den über 70-Jährigen sind es 31 Prozent. Neben dem Alter sei auch ein zweiter Faktor relevant, heißt es in der Studie – und zwar die persönliche Einstellung zum Auto. Bei Haushalten, für die der Pkw ein Statussymbol ist, können sich demnach rund 40 Prozent unter keinen Umständen eine stärkere ÖPNV-Nutzung vorstellen.

Eine solche symbolische Bedeutung des Autos liege bei insgesamt elf Prozent der Haushalte vor und sei verstärkt bei jungen Haushalten (15 Prozent gegenüber sieben Prozent bei älteren Haushalten) sowie bei Haushalten mit niedrigen Einkommen (20 Prozent gegenüber zehn Prozent bei Haushalten mit hohem Einkommen) anzutreffen. „In dieser Gruppe könnte ein Imagegewinn des ÖPNV dabei helfen, die Abkehr vom Auto zu ermöglichen“, heißt es in der Studie.

Zu einer wichtigen Säule der Verkehrswende kann nach Angaben der staatlichen Förderbank auch der Fahrradverkehr werden. Immerhin fast zwei Drittel der regelmäßigen Pkw-Nutzer sehen demnach die Möglichkeit, künftig das Rad stärker zu nutzen. „Interessanterweise gilt dies unabhängig von der Stadtgröße, sodass es sich bei Kommunen aller Größen lohnen dürfte, durch einen entsprechenden Ausbau der Fahrradinfrastruktur dem Klima zu helfen und zugleich die Lebensqualität vor Ort zu steigern“, schreiben die Studienautoren.

KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib hob zudem die Bedeutung von je nach Region möglichst passgenau zugeschnittenen Lösungen für die Verkehrswende hervor: In Deutschland gebe es regional „unterschiedliche Voraussetzungen“, um das Mobilitätsbedürfnis der Menschen zu befriedigen. Für eine erfolgreiche Verkehrswende müssten deshalb auch unterschiedliche Lösungen gefunden werden, erklärte sie. „Dabei gilt es die jeweils geeignetsten Verkehrsmittel gezielt zu fördern.“

Laut der KfW-Studie wird das Auto in schlecht angebundenen Regionen und bei älteren Menschen auch künftig eine zentrale Rolle spielen und sei „bis auf weiteres nicht wegzudenken“. Hier gelte es einerseits, die Elektrifizierung der Fahrzeuge weiter voranzutreiben und andererseits, die Auslastung der Pkw zu erhöhen. Zudem böten sich hier auch Ansatzpunkte zur Verkehrsvermeidung etwa durch den Ausbau von Homeoffice und digitalen Verwaltungsleistungen.

Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage unter rund 4000 in Deutschland ansässigen Privathaushalten.

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