Schneeeule gesichtet: Seltener arktischer Besuch begeistert die US-Hauptstadt

Schneeeule - Bild: to.wi/CC BY-NC-SA 2.0
Schneeeule - Bild: to.wi/CC BY-NC-SA 2.0

Die US-Hauptstadt freut sich dieser Tage über höchst seltenen Besuch aus dem hohen Norden: Eine Schneeeule segelt seit einer Woche durch die Straßen und Parkanlagen Washingtons und sorgt für Begeisterung bei Vogelbeobachtern. „Dort ist er!“, ruft einer von ihnen, der den Raubvogel erneut gesichtet hat. Vor dem Hintergrund der erleuchteten Kuppel des Kapitols richtet eine kleine Gruppe ihre langen Kameraobjektive neu aus.

Ausnahmsweise sind nicht die Hauptstadt-Monumente das Motiv, sondern die junge Eule, die wegen ihres grau-weißen Gefieders als weiblicher Vogel zu erkennen ist. „Das ist so toll“, sagt Meleia Rose, eingewickelt in einen dicken Wintermantel. „Ich beobachte schon lange Vögel, aber es ist das erste Mal, dass ich eine Schneeeule sehe.“

Und dann auch noch direkt beim Kapitol: „Der Kontrast zwischen der Wildnis und der Stadt ist atemberaubend“ schwärmt sie. Die 41-Jährige und ihr Partner haben extra einen Babysitter organisiert, um einen Blick auf das Tier zu erhaschen. Wie viele andere wurden sie von eBird alarmiert, einem Netzwerk, das Vogelfreunden besonders interessante Sichtungen meldet.

Nutzer orteten die Schneeeule zuletzt in der Nähe des Hauptbahnhofs nahe dem Kapitol. Im angrenzenden Park hat sie sich auf der Spitze eines Marmorbrunnens niedergelassen. Ein Paar gelber Augen hält in der Dunkelheit Ausschau nach einem abendlichen Snack – wahrscheinlich wird es eine der unzähligen Ratten der Hauptstadt.

Einer der Eulen-Fans ist kein Geringerer als Jacques Pitteloud, Schweizer Botschafter in den USA und passionierter Hobby-Ornithologe. „Die Schneeeule steht schon lange auf meiner Liste“, sagt er zu AFP. „Aber es ist wirklich außergewöhnlich, sie mitten in Washington DC zu sehen.“ Hier sei sie wirklich ein „Superstar“.

Schneeeulen leben einen Großteil des Jahres in der Nähe des Polarkreises. Im Winter ziehen viele gen Süden und verbringen dann Zeit im US-kanadischen Grenzgebiet – hunderte Kilometer nördlich von Washington. Das sei nun, „als ob ein Eisbär in deiner Nachbarschaft vorbeikommt“, sagt der Ornithologe Kevin McGowan. „Wie eine Kreatur aus einer anderen Welt.“

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