Die Behörde für nukleare Sicherheit in Frankreich (ASN) sieht in der Abschaltung von fünf Reaktoren einen „ernsten Vorgang“. ASN-Chef Bernard Doroszczuk wies am Mittwoch in Paris darauf hin, dass von den 56 französischen Atommeilern fünf derzeit wegen festgestellter oder mutmaßlicher Korrosionsschäden nicht in Betrieb seien. Dies deute möglicherweise auf Schwierigkeiten mit dem Bautyp hin und könne eine „ganze Familien von Reaktoren“ betreffen.
Der französische Stromkonzern EDF hatte sich verpflichtet, bis zum Monatsende eine Überprüfung der Kontrollen und Daten zum gesamten französischen Akw-Bestand vorzulegen. Auf Grundlage dieser Überprüfung sollen gegebenenfalls weitere Kontrollen der Reaktoren mit Blick auf mögliche Korrosionsschäden und notwendige Reparaturen stattfinden. Wenn ein Problem bei laufendem Betrieb festgestellt wird, müsste der betreffende Reaktor abgeschaltet werden.
Es sei die Aufgabe der ASN, im Falle eines großen und unmittelbar bevorstehenden Risikos über eine Abschaltung zu entscheiden, sagte Doroszczuk. „Aber so weit sind wir noch nicht.“ Falls die Entscheidungen der ASN Folgen für die Stromversorgung in Frankreich hätten, werde für seine Institution dennoch die Sicherheit den Vorrang haben.
Frankreich verfügt über 56 Reaktoren an 18 Standorten. Sie produzieren knapp 70 Prozent der Energie – mehr als in jedem anderen Land. Präsident Emmanuel Macron bezeichnet Atomkraft als einen „Glücksfall“ für Frankreich und verweist auf deren gute CO2-Bilanz. Er hat Investitionen in Höhe von einer Milliarde Euro in die Atomkraft und den Bau neuer Reaktoren angekündigt.