Kirchenrechtler sieht Lebensbild von Papst Benedikt zerstört

Papst Benedikt XVI. - Bild: Landesregierung Baden-Württemberg/CC BY-NC-ND 2.0
Papst Benedikt XVI. - Bild: Landesregierung Baden-Württemberg/CC BY-NC-ND 2.0

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht das Lebenswerk von Papst Benedikt XVI. durch das neue Missbrauchsgutachten im Erzbistum München und Freising zerstört. „Erschreckend ist das Lügen, das Unwahrheitsagen von Joseph Ratzinger“, sagte Schüller am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. „Er hat heute sein eigenes Lebensbild zerstört.“

Das Gutachten einer Münchner Anwaltskanzlei befasste sich auch mit der Phase, in der Ratzinger in München bis Anfang der 80er Jahre Erzbischof war. Hier soll er sich in vier Fällen von des Missbrauchs schuldigen Priestern mit einem Fehlverhalten mitverantwortlich gemacht haben.

In einer Stellungnahme zu dem Gutachten ließ Benedikt die Vorwürfe zurückweisen. Allerdings halten die Gutachter die Einlassung für teilweise falsch und sehen in einem Fall den Verdacht einer Lüge.

Schüller sagte über die Einlassung des emeritierten Papsts, dieser habe sich „komplett ruiniert“. Der 94-Jährige habe die letzte Chance verpasst, vor seinem Tod noch eigene Fehler einzuräumen. „Das ist das Drama“, sagte der Kirchenrechtler.

Zum Fall des von dem Gutachten ebenfalls belasteten Münchner Kardinals Reinhard Marx sagte Schüller, es sei möglich, dass Marx erneut seinen Rücktritt anbieten werde. Da seine Fehler aber nicht so schwer wögen wie die etwa des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße, dessen Rücktritt Papst Franziskus ebenfalls abgelehnt hatte, sei nicht auszuschließen, dass ein neues Rücktrittsangebot ebenfalls vom Papst abgelehnt werde.

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