US-Präsident Joe Biden hat Berichte zurückgewiesen, wonach ranghohe Vertreter der US-Armee die Entscheidung seiner Regierung zum überstürzten Abzug aus Afghanistan äußerst kritisch sehen. Auf die Frage, ob die Berichte wahr seien, sagte Biden in einem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Interview mit dem Sender NBC: „Nein. Das ist nicht das, was mir gesagt wurde.“
Die „Washington Post“ hatte in dieser Woche unter Berufung auf mehrere Armeekommandeure berichtet, dass im Militär großer Frust über den Umgang der Biden-Regierung mit der Afghanistan-Krise im vergangenen Jahr herrsche. Unter anderem warfen die Kommandeure, auf die sich die „Washington Post“ bezog, dem Weißen Haus und dem Außenministerium vor, die Evakuierungsmission zu spät vorbereitet und die Erfolge der radikalislamischen Taliban ignoriert zu haben.
Biden hat den überstürzten Abzug der US-Armee aus Afghanistan nach fast 20 Jahren Krieg wiederholt verteidigt. „Es gab keine gute Zeit, um abzuziehen“, bekräftigte er am Donnerstag. Die einzige Alternative zum vollständigen Abzug wäre eine Aufstockung der Soldaten in Afghanistan gewesen, argumentierte er. „Dann wären wir zurück in diesem Zermürbungskrieg.“
Der chaotische Afghanistan-Abzug im August und die anschließende Rückkehr der radikalislamischen Taliban an die Macht in dem Land am Hindukusch bedeutete für die Weltmacht USA eine demütigende Niederlage. Das Vorgehen der US-Regierung im Zusammenhang mit der Machtübernahme der Taliban sorgte auch bei westlichen Verbündeten für massive Kritik an Biden.