Die Beschädigung von Atomkraftwerken durch den Krieg in der Ukraine birgt für Deutschland nach einer aktuellen Analyse des Bundesamts für Strahlenschutz wenig Gefahren. „Wir haben das für den Fall des größten ukrainischen Kraftwerks, Saporischschja, durchgespielt“, sagte der Leiter der Abteilung Notfallschutz des Bundesamtes, Florian Gering, der „Welt“ (Dienstagsausgabe). Dabei sei analysiert worden, mit welchen Folgen bei einem „massiven Unfall zu rechnen wäre“.
Die gute Nachricht: „Die Auswirkungen für Deutschland wären gering“, sagte Gering der Zeitung. „Nur in 17 Prozent der Wetterlagen würden radioaktive Stoffe überhaupt nach Westen getragen, denn dort herrscht meist Westwind.“ Die Daten seien repräsentativ.
Seine „größte Sorge“ ist stattdessen, dass es durch kriegsbedingte Schäden an ukrainischen Atomkraftwerken zu einer Freisetzung radioaktiver Stoffe kommt, „die dann zu einer Gefährdung der Menschen vor Ort führen würde“, sagte Gering weiter.
Das Ministerium für Umweltschutz und nukleare Sicherheit sieht derzeit keinen Anlass für Vorsorgemaßnahmen in Deutschland. „Spezielle Verhaltenshinweise oder Empfehlungen für die Bevölkerung sind im Hinblick auf radiologische Risiken derzeit nicht notwendig“, sagte ein Sprecher der „Welt“. „Einer der wichtigsten Hinweise aktuell ist, dass wir von einer selbstständigen Einnahme von Jodtabletten in Deutschland dringend abraten. Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen.“
Nach russischen Angriffen auf Saporischschja sowie die Atomruine von Tschernobyl hatte es Befürchtungen vor einem erneuten Atomunfall wie in den 1980ern gegeben. Damals hatten radioaktive Partikel durch ungünstige Witterung auch weite Teile Deutschlands erreicht.