„Writing with Fire“: Ausgegrenzte Frauen entwickeln sich zu Indiens Oscar-Hoffnung

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Ein aus gesellschaftlich ausgegrenzten Frauen bestehendes Reporter-Team könnte Indien seinen ersten Oscar-prämierten Film bescheren. Die aus niedrigen Kasten stammenden Reporterinnen berichten aus ländlichen Gegenden, an denen Indiens Wirtschaftsboom der vergangenen Jahrzehnte vorbeigegangen ist. Ihre Arbeit ist Thema der für einen Oscar nominierten Dokumentation „Writing with Fire“, die bei Filmfestspielen bereits für Furore sorgte und beim Sundance-Festival 2021 den Spezialpreis der Jury bekam.

Die Journalistinnen von „Khabar Lahariva“ (Nachrichtenwellen) haben sich in ganz Uttar Pradesh, einem Bundesstaat im Norden Indiens mit mehr Einwohnern als Brasilien, eine große Fangemeinde aufgebaut. Ob Viehdiebstähle, sexuelle Gewalt oder Korruption – ausgestattet mit Smartphones berichten die Frauen über Themen, die viele Menschen beschäftigen.

Doch es war ein langer Weg, bis sie von den Behörden und ihren Familien ernst genommen wurden. „Allein das Haus zu verlassen war eine große Herausforderung“, sagt die Reporterin Geeta Devi. „Ich musste viele Kämpfe ausfechten. Sogar mein Vater war strikt gegen mich. Er sagte, ‚Du kannst diese Arbeit nicht machen, das ist nichts für Frauen‘.“

Wie ihre Kolleginnen gehört Devi der Dalit-Kaste an, der untersten Stufe in Indiens rigidem Kastensystem. Formal wurde die Diskriminierung der Dalits als „Unberührbare“ schon lange abgeschafft, doch wird ihnen noch immer der Zugang zu Tempeln oder Häusern höherer Kasten verwehrt. Nach wie vor leiden sie unter Stigmatisierung, Demütigung und Misshandlungen.

In Banda, einer Stadt einige Stunden vom Taj Mahal entfernt, führt Devi ein Interview mit einer Frau, die von ihrem Mann verlassen wurde und mittellos zurückblieb. Die Nachricht von der Anwesenheit der Journalistin verbreitet sich schnell und Frauen aus der Umgebung strömen herbei, um über den Mangel an sauberem Trinkwasser, die verstopfte Kanalisation und die Vernachlässigung durch die Stadtverwaltung zu reden. Einige Frauen berichten im Vertrauen über sexuelle Belästigung und Gewalt – Themen, die aus Angst vor Stigmatisierung oft totgeschwiegen werden.

Die Korrespondentinnen von „Khabar Lahariya“ wissen, was Frauen im Allgemeinen und Frauen der Stammes- und Dalit-Gemeinschaften im Besonderen in den patriarchalisch geprägten Dörfern ertragen müssen: Sie sei stolz darauf, Teil eines Teams mit „feministischer Brille“ zu sein, betont Devi.

Der Dokumentarfilm zeigt auch, wie die engagierten Journalistinnen von der konventionellen Zeitungsproduktion auf Digitalisierung umsteigen und sich dabei von herablassenden Polizisten und herrischen Gemeindevorstehern nicht einschüchtern lassen. „Es ist eine sehr inspirierende Geschichte über Frauen, die Hoffnung geben“, sagte die Regisseurin Rintu Thomas bei einer Vorführung des Films vor der Oscar-Verleihung in der Nacht zu Montag.

Indien hat die produktivste Filmindustrie der Welt, und hier genießen Stars einen fast gottgleichen Status. Dennoch hat noch nie ein in Indien produzierter Film einen Oscar gewonnen, obwohl vor Ort gedrehte ausländische Produktionen wie „Gandhi“ und „Slumdog Millionaire“ jeweils als bester Film ausgezeichnet wurden.

„Khabar Lahariva“-Redaktionsleiterin Meera Devi betont, sie wolle denen eine Stimme geben, die von Indiens Erfolgsgeschichte ausgeschlossen sind. „Wenn ich für die Rechte von Minderheiten, Stammesangehörigen und anderen Randgruppen kämpfe – wenn diese Menschen Gehör finden und Gerechtigkeit erfahren, fühle ich mich sehr gut“, sagt die 35-Jährige. Sie selbst wurde in einem abgelegenen Dorf geboren und mit 14 Jahren verheiratet. Dennoch schaffte sie es, einen Hochschulabschluss zu machen.

Mit ihren Berichten hat sie Betrüger ins Gefängnis gebracht und Behörden dazu gezwungen, heruntergekommene Straßen zu sanieren. „Die Männer hier sind es nicht gewohnt, starke Frauen zu sehen, vor allem in einem Bereich wie dem Journalismus“, sagt sie. „Aber wir sind dabei, diese Einstellung zu ändern.“

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