Der KfW-Förderstopp trifft laut Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW vor allem den sozialen Wohnungsbau. „Wir gehen davon aus, dass bundesweit bei unseren Mitgliedern rund 80.000 Wohnungen, vorwiegend Sozialwohnungen, die bereits konkret geplant waren, nun erst einmal nicht gebaut werden“, sagte GdW-Hauptgeschäftsführerin Ingeborg Esser der „Welt“ (Donnerstagausgabe). Nur bei einer Fortsetzung der Förderung könne die Wohnungswirtschaft die verlangten niedrigeren Mieten bei Sozialwohnungen weiterhin wirtschaftlich anbieten.
„Die Alternative ist, dass neue Wohnungen künftig nach einem deutlich schlechteren Energiestandard gebaut werden. Das bringt allerdings die Klimaziele in Gefahr und kann nicht im Interesse der Regierung sein“, sagte Esser weiter. Ohne Förderung müsse sich die Politik „zwischen geringeren Mieten und mehr Klimaschutz entscheiden“.
Nach Berechnungen der GdW-Mitgliedsunternehmen müssten ohne Förderung die Kaltmieten bei Sozialwohnungen um 1,50 Euro pro Quadratmeter steigen, um den gleichen Energiestandard zu halten. Der Spitzenverband GdW vertritt 3000 Wohnungsunternehmen in Deutschland, vor allem kommunale und genossenschaftliche.
Auch der Bauindustrie-Verband warnte vor den teuren Folgen des Förderstopps für neue Bauprojekte. „Angedachte Mieten könnten erhöht oder Mietobjekte sogar in Eigentumswohnungen umgewandelt werden“, heißt es in einem Papier, aus dem die „Wirtschaftswoche“ am Donnerstag zitierte. „Die veränderte wirtschaftliche Ausgangslage wird dazu führen, dass die Frage des Wohnungsbauziels der Bundesregierung neu gestellt werden muss.“
Die Ampelkoalition hat sich vorgenommen, 400.000 Wohnungen pro Jahr errichten zu lassen. In dem Papier der Bauindustrie wird der Stopp als „Misstrauensvotum gegenüber der Wohnungs- und Bauwirtschaft“ bezeichnet.
Die Bundesregierung hatte am Montag überraschend mitgeteilt, dass die derzeitige Förderung der staatlichen KfW für energieeffiziente Gebäude mit sofortiger Wirkung gestoppt ist. Das im November 2021 noch von der Vorgängerregierung für Ende Januar angekündigte Ende der Neubauförderung nach dem KfW-Effizienzstandard EH55 habe zu einem Ansturm auf die Förderung geführt, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habecks (Grüne) Ministerium zur Begründung. Die für die Förderprogramme zur Verfügung stehenden Mittel seien bereits ausgeschöpft.
Betroffen von dem Stopp sind indes auch das KfW-Förderprogramm für den höheren EH40-Standard und energetische Sanierungen von Gebäuden, was zuletzt zu deutlicher Kritik unter anderem von Verbraucherschützern geführt hatte. Habeck versprach am Mittwoch, durch eine Neuregelung „schnell“ wieder für Planungssicherheit zu sorgen.