Spektakulärer Juwelendiebstahl aus Dresdner Grünem Gewölbe vor Gericht

Justiz (über cozmo news)
Justiz (über cozmo news)

Mehr als zwei Jahre nach dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe in Dresden beginnt am Freitag der Prozess gegen sechs mutmaßliche Täter. Den Beschuldigten im Alter von 22 bis 28 Jahren werden in dem Verfahren vor dem Landgericht Dresden unter anderem schwerer Bandendiebstahl und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen. Von der kulturhistorisch wertvollen Beute, welche die Diebe am frühen Morgen des 25. Novembers 2019 aus einer Vitrine stahlen, fehlt weiter jede Spur.

Die Tat spielte sich wie in einem alten Krimi ab: Die Täter drangen über ein zuvor präpariertes Seitenfenster ins Dresdner Residenzschloss ein, in dem sich das Grüne Gewölbe befindet. Anschließend stürmten zwei mit einer Axt bewaffnete Einbrecher in den Ausstellungsraum, plünderten innerhalb von Minuten gezielt eine Vitrine mit Juwelenschmuck und flohen mit einem Auto, das sie später in einer Tiefgarage anzündeten. Der spektakuläre Diebstahl wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet.

Insgesamt raubten die Diebe 21 Schmuckstücke aus dem frühen 18.Jahrhundert mit insgesamt mehr als 4300 einzelnen Diamanten und Brillanten. Experten beziffern den Versicherungswert auf mindestens 113,8 Millionen Euro. Darunter befand sich etwa die „Epaulette mit dem Sächsischen Weißen Brillanten“ aus der sogenannten Brillantgarnitur, einem besonders großen Diamanten mit einem Gewicht von 49,84 Karat.

Außerdem hinterließen die Täter einen Sachschaden von rund einer Million Euro. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) klagte damals, nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden seien bestohlen worden, „sondern wir Sachsen“.

Der Raubzug war offenkundig gut geplant. So brannte zeitgleich zum Diebstahl ein Elektroverteiler in Tatortnähe, wodurch die Straßenbeleuchtung am Grünen Gewölbe ausfiel. Im Zusammenhang mit den Sicherheitsmaßnahmen müssen sich die Verantwortlichen in Politik und Kultur allerdings Fragen gefallen lassen.

So räumte die sächsische Staatsregierung ein, dass das Gitter des Einstiegsfensters Tage vor dem Coup unbemerkt durchtrennt und mit Kleber präpariert worden war. Zudem lag der Bereich, in dem die Täter in das Residenzschloss gelangten, in einem toten Winkel und wurde von den Bewegungsscannern nicht erfasst. Nicht zuletzt war der Scanner am Tattag nicht scharf geschaltet – der Wachschutz hatte das versäumt.

Rund ein Jahr nach der Tat, im November 2020, wurden die ersten Verdächtigen gefasst. Begleitet wurde die Großfahndung von mehreren Razzien in Berlin. Im Sommer vergangenen Jahres klickten schließlich beim sechsten Hauptverdächtigen die Handschellen.

Auf die Spur der Verdächtigen führte den Ermittlern zufolge die akribische Auswertung von Kamerabildern und vieler anderer Spuren, unter anderem aus dem Residenzschloss. Die Beschuldigten gehören demnach alle zum einschlägig bekannten Berliner Remmo-Clan.

Mitglieder der weitverzweigten Großfamilie waren 2017 auch am Diebstahl einer hundert Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum beteiligt. Auch zwei der nun im Dresdner Fall Angeklagten verbüßen derzeit wegen Beteiligung am Goldmünzendiebstahl bereits mehrjährige Jugendstrafen.

Für den Prozess, der vor der Jugendkammer des Dresdner Landgerichts verhandelt wird, sind zunächst Termine bis Ende Oktober angesetzt. Die Jugendkammer ist zuständig, weil zwei der Angeklagten zur Tatzeit Heranwachsende waren. Am ersten Prozesstag haben die Angeklagten nach der Anklageverlesung die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Zeugen sind noch nicht geladen.

Die Dresdner Sonderkommission „Epaulette“ ermittelt derweil gegen vier weitere Männer wegen des Verdachts der Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl. Sie sollen den Einbruch vorbereitet haben, indem sie den Tatort einen Tag vorher ausspähten.

Das Historische Grüne Gewölbe, das seinen Namen durch die teils malachitgrüne Bemalung erhielt, öffnete ein halbes Jahr nach dem Raub mit einem verbesserten Sicherheitskonzept wieder für Besucher. Von der Beute gibt es – wie auch im Fall der Goldmünze aus dem Bode-Museum – keine Spur.

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