Blick der Deutschen auf Zuwanderung wird laut Studie erneut positiver

Kein Mensch ist illegal - Bild: Rasande Tyskar/CC BY-NC 2.0
Kein Mensch ist illegal - Bild: Rasande Tyskar/CC BY-NC 2.0

Der Blick der Deutschen auf Zuwanderung und Integration ist einer neuen Umfrage zufolge erneut positiver geworden. Wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Erhebung für die Bertelsmann-Stiftung hervorgeht, spielen dabei insbesondere wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle. Demnach waren 68 Prozent der Befragten der Meinung, dass Migration vorteilhaft für die Ansiedlung internationaler Firmen sei. 65 Prozent erwarteten eine geringere Überalterung der Gesellschaft, 55 Prozent einen Ausgleich für fehlende Fachkräfte.

Nach Angaben der Stiftung fielen die Werte höher aus als in vergleichbaren Vorgängerbefragungen zur sogenannten Willkommenskultur in den Jahren 2017 und 2019. Parallel dazu gingen im Vergleich auch die Befürchtungen weiter zurück, die Zuwanderung auslöst. Allerdings teilt nach wie vor eine Mehrheit der Deutschen solche Sorgen. So äußerten 67 Prozent der Befragten Bedenken wegen Belastungen des Sozialstaats. Bei der Umfrage von 2019 waren es noch 71 Prozent gewesen.

Die Stiftung führte die erneut positivere Sicht auf Zuwanderung auch auf Erfahrungen während der Corona-Pandemie zurück. „Viele Menschen haben konkreter erfahren, wie wichtig es ist, dass die kritische Infrastruktur funktioniert und dass wir hierfür auch auf Zuwanderung angewiesen sind“, erklärte Projektleiter Orkan Kösemen. Dies gelte für zahlreiche Bereiche von der Pflege über den Dienstleistungssektor bis hin zur Landwirtschaft.

Die regelmäßigen Befragungen der Bertelsmann-Stiftung zeigen nach deren Angaben seit einigen Jahren eine stetige Zunahme positiver Einstellungen zur Migration seit der Flüchtlingskrise von 2015. Allerdings seien „Sorgen und Zweifel“ noch immer verbreitet.

Zugleich stellte die Stiftung fest, dass die Befragten sensibler für die Anstrengungen werden, die Zugewanderten abverlangt werden. Demnach sind mehr Befragte als in der Vorläuferumfrage von 2019 der Auffassung, dass mangelnde Chancengleichheit auf dem Jobmarkt und Diskriminierung aufgrund der Herkunft die größten Hindernisse bei der Integration seien. Außerdem herrscht die Meinung vor, dass Menschen mit Migrationshintergrund in gesellschaftlich wichtigen Bereichen von Politik bis Polizei nur ungenügend vertreten sind.

Die Stiftung empfahl eine Reihe struktureller Maßnahmen zur Verbesserung von Teilhabe sowie zum Abbau von Benachteiligungen. Dazu gehörten neue gesetzliche Regelungen zur Antidiskriminierung ebenso wie Maßnahmen zur Förderung der Besetzung von Stellen im öffentlichen Dienst mit Migrantinnen und Migranten, erklärte sie in Gütersloh. Aber auch symbolische Anlässe wie Einbürgerungsfeiern seien wichtig, um das Zusammenwachsen in der Bevölkerung zu fördern.

Für die Studie zur Willkommenskultur befragte das Umfrageinstitut Kantar Emnid im November rund 2000 Menschen im Alter ab 14 Jahren. Vergleichbaren Untersuchungen im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung fanden bereits in den Jahren 2012, 2015, 2017 sowie 2019 statt.

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