Gemischte Erwartungen bei Katholiken vor der Fortsetzung des Synodalen Wegs

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Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) setzt große Hoffnungen auf die Fortsetzung des Synodalen Wegs. Nach der Veröffentlichung des unabhängigen Missbrauchsgutachtens zu Fällen sexualisierter Gewalt im Erzbistum München und Freising und dem Outing von 125 queeren Kirchenmitarbeitern sei „ganz viel Mut und Hoffnung in der Kirche“, sagte Britta Baas, Sprecherin des ZdK, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagsausgaben).

Die Texte des Synodalen Wegs müssten nun mit großen Mehrheiten durchgehen, der Reformwillen aller Beteiligten müsse klar erkennbar sein. „Wir brauchen klare Zeichen und Reformen.“ Konkret forderte die Sprecherin des ZdK eine Neubestimmung der katholischen Sexualmoral, darunter auch die Anerkennung von sexueller Vielfalt wie Homo- und Transsexualität. Dem Machtmissbrauch des Klerus müsse ein Riegel vorgeschoben werden. Priester sollten sich auch gegen den Zölibat entscheiden dürfen, alle Geschlechter freien Zugang zu allen Ämtern und  Diensten in der Kirche bekommen.

Es reiche nicht aus, sich nur um Glaubwürdigkeit der Kirche zu kümmern. Die primäre Frage sei: „Wie wird die Kirche zu einer Kirche der Gerechtigkeit gegenüber Opfern, Betroffenen, Familien, Kirchengemeinden?“ Wenn diese Punkte geklärt seien, komme die Glaubwürdigkeit von allein.

Die von Frauen getragene Reformbewegung Maria 2.0 gibt sich indessen desillusioniert: Der Synodale Weg sei nicht „mehr als ein symbolischer Akt“, in dem lediglich Dialogbereitschaft gezeigt werde, sagte Lisa Kötter, Initiatorin der Reformbewegung, den Funke-Zeitungen. Natürlich gebe es „Druck im Kessel“. Aber die Struktur und damit die Entscheidungsmacht bleibe bei den Bischöfen, die noch nicht einmal gebunden seien an ihre eigenen Entscheidungen, sagte Kötter weiter.

Schließlich habe der hohe Klerus diese „Absurdität“ zur Bedingung für einen gemeinsamen Reformweg mit Laien gemacht. Die Frage, die sie sich nicht nur in spiritueller Hinsicht stelle, sei letztlich: „Wem gehört die Kirche?“

Die Geschäftsführerin der Katholischen Frauen-Gemeinschaft Deutschlands (kfd), Brigitte Vielhaus, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstagsausgabe), dass ihrer Einschätzung nach im Zuge des Synodalen Wegs zumindest beim kirchlichen Arbeitsrecht etwas passieren werde. „Die diskriminierenden Klauseln in den Arbeitsverträgen müssen fallen. Das haben auch zahlreiche Bischöfe und Generalvikare inzwischen so deutlich erklärt, dass sie ihre letzte Glaubwürdigkeit verlieren, wenn das jetzt nicht ‚Schwarz auf Weiß‘ folgt.“

Vielhaus hatte sich kürzlich als eine von 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Katholischen Kirche zu einer lesbischen Partnerschaft bekannt.

Mit einem Bericht des Präsidiums beginnt am Donnerstag in Frankfurt am Main die dritte Synodalversammlung der katholischen Kirche. Bis Samstag beraten die die 230 Mitglieder der Synodalversammlung sowie Beobachter und Berater diverser Synodalforen dabei über die Fortsetzung des sogenannten synodalen Wegs.

Themen sind unter anderem Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, die Einbeziehung von Gläubigen sowie die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen die zweite Lesung des Orientierungstextes zu theologischen Grundlagen sowie von Grund- und Handlungstexten zu Macht und Gewaltenteilung. Zudem wird es einen Bericht zu Aufarbeitung und Aufklärung sexuellen Missbrauchs geben. Mit dem Gesprächsforum will die Kirche aus ihrer Vertrauenskrise kommen.

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