Inflation zehrt Lohnzuwachs 2021 komplett auf

Euro - Bild: Alf Melin/CC BY-SA 2.0
Euro - Bild: Alf Melin/CC BY-SA 2.0

Die hohe Inflation hat den Anstieg der Löhne im vergangenen Jahr komplett aufgezehrt. Die Nominallöhne stiegen 2021 um knapp 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr – die Inflation erhöhte sich im gleichen Zeitraum aber mit gut 3,1 Prozent noch etwas stärker. Die Reallöhne sanken damit voraussichtlich um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte.

Der Rückgang der Reallöhne ist bereits der zweite in Folge. Im ersten Corona-Krisenjahr 2020 trug laut Statistischem Bundesamt vor allem der vermehrte Einsatz von Kurzarbeit zur negativen Nominal- und Reallohnentwicklung bei. 2020 war der Nominallohnindex gegenüber dem Vorjahr um rund 0,7 Prozent gesunken – die Verbraucherpreise stiegen um 0,5 Prozent. Das führte zu einem Reallohnrückgang von 1,1 Prozent.

Im zweiten Corona-Krisenjahr 2021 wurde – bedingt durch die zunehmende Lockerung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie – weniger Kurzarbeit in Anspruch genommen. Die bezahlte Wochenarbeitszeit normalisierte sich wieder, das führte zu höheren Bruttomonatsverdiensten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die hohe Inflation allerdings, die im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit 1993 erreichte, fraß den Zuwachs wieder auf.

In diesem Jahr könnte nun ein weiterer Reallohnverlust bevorstehen, da die Inflationsrate zuletzt weiter anstieg und im Januar – angetrieben vor allem durch die hohen  Energiepreise – 4,9 Prozent erreichte. Die Bundesregierung prognostizierte zuletzt einen Anstieg von im Schnitt 3,3 Prozent in diesem Jahr; Wirtschaftsforscher und auch der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel rechnen indes mit einer Inflation von vier Prozent oder sogar darüber.

In Gang gesetzt werden könnte durch eine anhaltend hohe Inflation womöglich eine Lohn-Preis-Spirale – denn höhere Preise bedeuten, dass Verbraucherinnen und Verbraucher für ihr Geld weniger Ware bekommen, was wiederum Forderungen nach höheren Löhnen befeuert. Um die höheren Löhne zu bezahlen, könnten in der Folge Unternehmen die Preise für ihre Produkte weiter erhöhen. Für die Wirtschaft würde es angesichts der ständig steigenden Preise dabei immer schwieriger, Investitionsentscheidungen zu treffen. Bei Privatleuten könnte zugleich das Vertrauen in die immer schneller an Wert verlierende Währung schwinden.

Das Münchener Ifo-Institut hatte im Januar aber darauf verwiesen, dass laut Umfragen zwar viele Unternehmen in den kommenden Monaten ihre Preise erhöhen wollten, sich in den bisherigen Lohnverhandlungen aber keine Lohn-Preis-Spirale andeute. Erwartet werde, dass die Tariflöhne in diesem und im kommenden Jahr um knapp zweieinhalb Prozent und damit in etwa so stark wie im Durchschnitt der Jahre vor der Corona-Krise zulegen.

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