Johnson sieht noch Chance für Diplomatie im Ukraine-Konflikt

Boris Johnson - Bild: Andrew Parsons / No 10 Downing Street
Boris Johnson - Bild: Andrew Parsons / No 10 Downing Street

Der britische Premierminister Boris Johnson sieht noch eine Chance für eine diplomatische Lösung im Ukraine-Konflikt. „Es gibt noch ein Zeitfenster für Deeskalation und Diplomatie“, erklärte ein Sprecher des Regierungschefs am Sonntagabend in London. Johnson werde „weiterhin unermüdlich an der Seite unserer Verbündeten arbeiten, um Russland dazu zu bringen, sich vom Abgrund zu entfernen“. Er wolle daher in den kommenden Tagen mit den Staats- und Regierungschefs der nordischen und baltischen Länder sprechen.

Zuvor hatte Johnsons Verteidigungsminister Ben Wallace die diplomatischen Bemühungen des Westens im aktuellen Konflikt mit Russland mit der Appeasement-Politik gegenüber Nazi-Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg verglichen. Es sei zwar nicht sicher, dass Russland in die Ukraine einmarschiere, sagte Wallace der Zeitung „Sunday Times“. Im Westen liege aber „ein Hauch von München“ in der Luft.

Mit der Formulierung nahm Wallace Bezug auf das Münchener Abkommen von 1938, mit dem die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete in der Tschechoslowakei an Nazi-Deutschland festgelegt wurde. Insbesondere Großbritannien hoffte damals, mit Zugeständnissen an Adolf Hitler einen Krieg in Europa abwenden zu können. Heute wird das Münchener Abkommen als Symbol einer gescheiterten Appeasement-Politik gesehen.

Auch Johnsons Sprecher schloss eine Eskalation nicht aus: „Alle uns vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass Russland jederzeit eine Invasion der Ukraine planen könnte.“ Dies hätte verheerende Folgen für die Ukraine und Russland.

Der massive russische Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze schürt im Westen die Furcht vor einem Angriff Russlands auf das Nachbarland. Die US-Regierung warnte zuletzt vor einem russischen Einmarsch in die Ukraine noch vor dem 20. Februar. Russland bestreitet jegliche Angriffspläne und gibt seinerseits an, sich von der Nato bedroht zu fühlen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reist am Montag in die Ukraine, um zu vermitteln. Am Dienstag wird Scholz dann in Moskau erwartet, um mit Russlands Präsident Wladimir Putin zu sprechen.

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