Bauern warnen vor „Preissprüngen in ungekanntem Ausmaß“ bei Lebensmitteln – Brotpreis kann auf bis zu zehn Euro steigen

Brot
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Deutschlands Landwirte warnen vor „Preissprüngen in bisher ungekanntem Ausmaß“ bei Lebensmitteln infolge des Ukraine-Kriegs. Die Landwirtschaft, aber auch die gesamte Lebensmittelkette sei mit „massiven“ Kostensteigerungen insbesondere in den Bereichen Energie, Kraftstoff, Düngemittel und mit Logistikproblemen konfrontiert, erklärte der Deutsche Bauernverband (DBV) am Freitag. Er forderte dringend „kurz- und langfristige Maßnahmen“ der Bundesregierung und der EU zur Stabilisierung der Agrarerzeugung.

Der Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, sagte der „Bild“-Zeitung vom Freitag, er rechne insgesamt mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise um durchschnittlich 20 bis 40 Prozent. Der Brotpreis „könnte sich verdoppeln. Auf bis zu zehn Euro“.

Einige Produkte könnten sogar dauerhaft nicht mehr verfügbar sein, wie Sonnenblumen- und Rapsöl oder Aprikosenmarmelade, sagte Lucht weiter. „Durch den Ukraine-Krieg wird es diese bald nicht mehr im Supermarkt geben.“ Diese Lebensmittel stammen vorwiegend aus der Ukraine.

Verbandspräsident Joachim Rukwied wollte diese Zahlen nicht bestätigen. „Ich würde die Preiserhöhung bei Brot geringer sehen“, sagte er. Konkrete Angaben wären aber „unseriös“. Auf jeden Fall erwartet er aber steigende Lebensmittelpreise.

Die Versorgungssicherheit in Deutschland sieht Rukwied „bis ins erste Quartal 2023“ gesichert. Hamsterkäufe seien nicht nur nicht notwendig, „nein, sie sind unsinnig“. Anders sehe es global aus – der Ukraine-Krieg wird „massive negative Folgen für die Welternährungslage“ haben, vor allem in Nordafrika, im mittleren Osten und in Asien.

Um die Produktion kurzfristig zu steigern, haben EU und Bundesregierung bereits vorgeschlagen, dass die Landwirtinnen und Landwirte sogenannte ökologische Vorrangflächen, etwa Brachen, in diesem Jahr ausnahmsweise bebauen dürfen. Dies müsse „zügig, wirksam und praxistauglich“ umgesetzt werden, forderte der Bauernverband.

Die deutschen Bauern sollten auf solchen Flächen auch Pflanzenschutzmittel verwenden dürfen. Auch Regeln der ab 2023 geltenden Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) müssten „angepasst“ werden – statt vier Prozent der Flächen sollten nur zwei Prozent stillgelegt werden.

Schließlich mahnt der Verband auch zu einem „besonderen Augenmerk“ auf die Düngemittelherstellung in Deutschland und in der EU. In Deutschland stammt der Stickstoff in der Landwirtschaft demnach zur Hälfte aus zugekauftem Mineraldünger, dessen Herstellung sehr energieintensiv und auf Erdgas angewiesen ist. Bei einer Unterbrechung der Gasversorgung und damit der Produktion von Dünger wären „ab 2023 deutlich geringere Ernten vorprogrammiert“, warnte Rukwied.

Der Bauernpräsident rechnet noch länger mit „massiven Verwerfungen“ wegen des Ukraine-Kriegs. In der Ukraine selbst sei dieses Jahr nur eine geringe Ernte zu erwarten, weil die Felder nicht bestellt werden können.

Deutschlands Bauern sollen 60 Millionen Euro Hilfe von der EU erhalten, die Bundesregierung will diese Summe auf 180 Millionen Euro aufstocken. Der Bauernverband fordert, die bislang geplante Kürzung der Mittel für die landwirtschaftliche Sozialversicherung zu unterlassen. Das würde 77 Millionen Euro kosten. Der Rest des Geldes solle verwendet werden, „dass die landwirtschaftliche Produktion gestärkt wird“, sagte Rukwied. Sein Verband werde dazu noch konkrete Maßnahmen vorschlagen.

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