Westliche Staaten fordern von Taliban Wiedereröffnung von Schulen für Mädchen

Afghanische Schülerinnen
Afghanische Schülerinnen

Eine Gruppe westlicher Staaten hat die in Afghanistan regierenden radikalislamischen Taliban zur Wiedereröffnung der weiterführenden Schulen für Mädchen aufgefordert. Dies sei ein nötiger Schritt, „um ein respektiertes Mitglied der Gemeinschaft der Nationen“ zu werden, erklärten die Außenminister von Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada, Norwegen und der USA sowie der EU-Außenbeauftragte am Donnerstag. Die Außenministerinnen von 17 Ländern, darunter auch Deutschland, äußerten ihre Enttäuschung über den Schritt der Taliban.

Die Islamisten hatten am Mittwoch kurz nach der offiziellen Öffnung der weiterführenden Schulen für Mädchen in Afghanistan diesen Beschluss wieder rückgängig gemacht. Tausende Schülerinnen wurden an ihrem ersten Unterrichtstag seit August nach wenigen Stunden wieder nach Hause geschickt.

„Das Vorgehen der Taliban steht im Widerspruch zu ihren öffentlichen Zusicherungen gegenüber dem afghanischen Volk und der internationalen Gemeinschaft“, kritisierten die Vertreter der westlichen Staaten. Die Entscheidung müsse dringend rückgängig gemacht werden. Die Konsequenzen gingen „weit über den Schaden für afghanische Mädchen hinaus“.

Auch die Außenministerinnen von 17 Ländern, darunter Deutschland, kritisierten den Schritt in einer gemeinsamen Erklärung: „Als Frauen und Außenministerinnen sind wir zutiefst enttäuscht und besorgt, dass Mädchen in Afghanistan in diesem Frühjahr der Zugang zu Sekundarschulen verwehrt bleibt“, erklärten die Politikerinnen. Unter Unterzeichnerinnen waren unter anderen die Außenamtschefinnen von Albanien, Belgien, Malawi und der Mongolei.

„Wir werden sie an ihren Taten messen, nicht an ihren Worten“, erklärten sie weiter. Der Umfang und das Ausmaß des Engagements der Länder in Afghanistan über humanitäre Hilfe hinaus werde „an diesbezügliche Ergebnisse geknüpft“ sein. Die Erklärung verwies zudem auf die Bedeutung von Frauen mit Bildung für eine Gesellschaft: „Kein Land kann es sich leisten, nicht das Potenzial und die Talente aller seiner Bürgerinnen und Bürger zu nutzen.“

Das Recht von Frauen auf Bildung ist eine der Hauptbedingungen der internationalen Gemeinschaft für Hilfen an die nicht anerkannte Taliban-Regierung. Als die Islamisten im August vergangenen Jahres die Macht übernahmen, hatten sie offiziell wegen der Corona-Pandemie alle Schulen geschlossen. Zwei Monate später durften nur Jungen und einige jüngere Mädchen den Unterricht wieder aufnehmen.

Der Kurswechsel der Taliban hatte für große Verwirrung gesorgt, eine schlüssige Begründung lieferten die Islamisten nicht. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Taliban-Kreisen erfuhr, war die Entscheidung für die Schulschließungen nach einem Treffen hochrangiger Beamter am Dienstagabend in Kandahar getroffen worden.

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