Daniel Günther: Ein Ministerpräsident der zurückhaltenden Töne

Daniel Günther - Bild: Sönke Ehlers
Daniel Günther - Bild: Sönke Ehlers

Martialische Töne und Machtgesten sind Daniel Günthers Sache eher nicht. Betont unaufgeregt und ausgleichend regiert der 48-jährige schleswig-holsteinische Ministerpräsident sein Land seit 2017 an der Spitze einer Dreierkoalition aus CDU, Grünen und FDP. Schon vor Jahren sagte der Hobbyläufer in einem Interview einmal, er sei „von Natur aus der Zurückhaltende und nicht der Welterklärer“. Bei den Wählerinnen und Wählern in Schleswig-Holstein kommt das gut an.

Für ihn habe ein „starker Mann“ nichts damit zu tun, „einen auf dicke Hose zu machen“, fügte Günther an. Was nicht heißt, dass der in Eckernförde wohnende verheiratete Vater zweier Töchter kein Vollprofi wäre. Es sei falsch, ihm mangelnden Durchsetzungswillen zu unterstellen, sagte der Regierungschef in einem aktuellen Interview.

Es gehe durchaus um „Führung“ und „klare Linien“. Aber es helfe in der Politik nichts, „laut herumzuschreien“, ergänzte Günther. Das gelte auch „bei internen Besprechungen“. Es gehe eben immer darum, „Menschen zu überzeugen“ und „Meinungen zusammenzuführen“.

Günther verbrachte bereits sein ganzes Berufsleben in der CDU, er war Landesgeschäftsführer und sitzt seit 2009 als Abgeordneter im Landtag. Von 2014 bis 2017 war er CDU-Fraktionschef und damit auch Oppositionsführer, bevor er 2017 seinen Amtsvorgänger Torsten Albig von der SPD aus der Kieler Staatskanzlei verdrängte und das Ruder selbst übernahm. Im Jahr zuvor war er auch CDU-Landeschef geworden.

Der Aufstieg ins Ministerpräsidentenamt kam für einige seinerzeit durchaus überraschend. Günther war eher „eingesprungen“, nachdem der damalige CDU-Spitzenkandidat und Landesvorsitzende Ingbert Liebing nur ein knappes halbes Jahr vor der Wahl hingeworfen hatte. Teils galt er als Notnagel, dessen Erfolgschancen eher fraglich waren.

Nach dem erfolgreichen Urnengang von 2017 allerdings arbeitete der studierte Politikwissenschaftler mit seiner moderierenden und eher präsidentiellen Art zielstrebig auf eine neuartige Koalition mit Grünen und FDP hin, die seitdem recht problemlos regiert. Schon bei den Koalitionsgesprächen damals war den Beteiligten anzumerken, dass die Atmosphäre stimmte. Das war im hohen Norden nicht immer so.

Und die Grundstimmung hielt sich. Trotz einiger Konflikte in Sachfragen zogen die drei Partner an einem Strang, was sich auch im Wahlkampf bemerkbar macht. Prinzipielle Trennlinien sind nicht auszumachen. Neben den Grünen etwa sehen auch CDU und FDP in der Energiewende eine große Chance für das teils strukturschwache Bundesland, mit seinem Windkraftpotenzial zu Wohlstand zu kommen.

Auch gesellschaftspolitisch fand Günther seine Position inzwischen. Aus seiner Zeit als Kieler Oppositionsführer ist noch in Erinnerung, dass er vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise 2015 einen Antrag für Schweinefleischgerichte in Kantinen vorlegte, was ihm neben Spott den Vorwurf des Rechtspopulismus einbrachte. Eine Wiederholung gab es nicht.

Der Ministerpräsident, der selbst gläubiger Katholik ist und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, zählt inzwischen längst zu den Wortführern einer liberaleren CDU. So trat er stets für die in seiner Partei umstrittene Homoehe ein.

Sorgen um seine Wiederwahl muss sich Günther bei einem Blick auf die Umfragen kaum machen. Von Wechselstimmung ist zwischen Nord- und Ostsee weit und breit nichts zu sehen. Laut einer aktuellen Befragung ist Günther der derzeit der beliebteste Ministerpräsident Deutschlands. In Schleswig-Holstein sind drei Viertel der Menschen mit ihm zufrieden. Auch sein Kieler Regierungsbündnis ist beliebt.

Anlass für Selbstzweifel und Kurskorrekturen sieht der Amtsinhaber jedenfalls nicht. „Bei mir wissen, glaube ich, viele Menschen, was sie an mir haben“, merkte Günther mit dem für ihn typischen leichten Schmunzeln an – und machte zugleich erst gar keinen Hehl daraus, dass er in der nächsten Legislaturperiode politisch und koalitionstechnisch am liebsten einfach weitermachen würde. „Ich glaube, dass Jamaika Schleswig-Holstein in den letzten Jahren gut getan hat.“

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