Ein Eurovision Song Contest im Zeichen des Kriegs in der Ukraine

Eurovision Song Contest - Bild: FRANCESCA MONTINARO/EBU
Eurovision Song Contest - Bild: FRANCESCA MONTINARO/EBU

In der Ukraine fallen die Bomben, und in Turin sprühen die Feuerfontänen: Der Eurovision Song Contest (ESC) in der kommenden Woche in Italien dürfte eine Gratwanderung werden – dort das Leid des Kriegs, hier der Musikwettbewerb mit seiner oft albern-heiteren Note und überdrehten Bühneninszenierungen.

Oleh Psiuk, Sänger des ukrainischen Starters Kalush Orchestra, spürt trotz dieser Diskrepanz Rückendeckung der Ukrainer für seinen Auftritt. „Sie wünschen uns Glück und sagen, dass das jetzt sehr wichtig ist für die Ukraine, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Die Buchmacher in den Wettbüros erwarten, dass sich die Fans des weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerbs bei der Abstimmung mit der Ukraine solidarisieren: Das Kalush Orchestra gilt dort als Favorit für den Sieg. Sein Lied „Stefania“ ist eine Mischung aus Rap und Folklore und eigentlich der Mutter von Rapper Psiuk gewidmet.

„Ich werde immer zu dir kommen, auch wenn alle Straßen zerstört sind“ – die Zeile hat angesichts der massiven Zerstörungen in der Ukraine eine sehr aktuelle politische Note, auch wenn das Lied schon lange vor dem Krieg geschrieben wurde. Viel konkreter sind allerdings die unmittelbaren Auswirkungen des Kriegs auf die Band: Eines der Mitglieder wird nicht in Turin auf der Bühne stehen, weil der Mann gerade als Kämpfer Kiew verteidigt.

Wie sich die Band zum Krieg in ihrem Heimatland äußern will, wollte Psiuk vor dem 10. Mai nicht verraten. An diesem Abend, dem kommenden Dienstag, findet das erste Halbfinale statt, in dem sich die Ukraine zunächst mit neun anderen Ländern qualifizieren muss. Auch im zweiten Halbfinale am Donnerstag müssen sich im Turiner PalaOlimpico zehn weitere Länder für das Finale mit 25 Ländern am Samstag, dem 14. Mai, qualifizieren.

Deutschland mit seinem Starter Malik Harris ist mit den anderen großen Geldgeberländern des Wettbewerbs bereits für das Finale qualifiziert – ohne diesen Bonus hätte es Deutschland in den vergangenen Jahren vermutlich schwer gehabt, überhaupt ins Finale zu kommen. In den sechs vergangenen Wettbewerben landete Deutschland fünfmal auf einem der letzten Plätze – einzige Ausnahme war Michael Schulte als Viertplatzierter im Jahr 2018.

Dass Malik Harris mit seinen „Rockstars“ nicht einmal Außenseiterchancen auf einen vorderen Platz hat, zeigt die Fanabstimmung. Die internationale Fanorganisation Ogae ließ in 43 Ländern  ihre nationalen Fanclubs abstimmen. Von den Fans vergaben nur jene aus Lettland mickrige zwei Punkte an Deutschland.

Die Fanabstimmung zeigte allerdings auch, dass der von den in den vergangenen Jahren treffsicheren Buchmachern erwartete ukrainische Sieg nicht so sicher ist, wie es vielleicht scheint. Dort liegt nämlich Schweden mit Cornelia Jakobs hauchdünn vor dem Vorjahressieger Italien, das nach der im vergangenen Jahr erfolgreichen Rockband Maneskin diesmal mit dem Duo Mahmood & Blanco antritt. Die Ukraine liegt dort weit zurück.

Da sich die Bewertung von Hitqualität und Show in diesem Jahr mit dem Thema Krieg mischt, scheint eine Prognose des Siegers des 66. Eurovision Song Contests schwerer denn je. Denn die Punktevergabe verteilt sich je zur Hälfte auf die Jurys und das Publikum. Im vergangenen Jahr machte nur ein überragendes Ergebnis beim Publikum Maneskin zum Sieger – womöglich kommt es in diesem Jahr andersherum, und die eher auf das Musikalische achtende Jury gibt den Ausschlag.

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