Malik Harris wird den ESC nicht gewinnen – aber vielleicht doch ein Musikstar

Malik Harris - Bild: EBU / ANDRES PUTTING
Malik Harris - Bild: EBU / ANDRES PUTTING

Eines ist Malik Harris gelungen: Der deutsche Starter beim Eurovision Song Contest (ESC) hat anders als die meisten seiner Vorgänger mit seinem Lied „Rockstars“ Spuren im Musikgeschäft hinterlassen. Das Lied wird regelmäßig im Radio gespielt, seine Streamingzahlen sind ordentlich. Und beim besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebten Netzwerk Tiktok liegt Harris sogar auf Platz fünf aller ESC-Starter.

Als deutlich zu forsch dürfte dennoch schon jetzt sein ursprünglich ausgegebenes Ziel feststehen. „Ich will schon gewinnen jetzt, auf jeden Fall“, sagte Harris noch direkt nach dem deutschen Vorentscheid im März. Die selbstbewussten Töne verhallten in der Musikszene – seine Wettquoten blieben schlecht.

Harris kam am 27. August 1997 zur Welt, er ist Deutsch-Amerikaner. Sein Vater ist der aus den USA stammende Fernsehmoderator Ricky Harris, der Ende der 90er Jahre mit seiner Talkshow „Ricky!“ bei Sat.1 kurzzeitig populär war und vereinzelt bis heute im Fernsehen zu sehen ist. Wie der dunkelhäutige Malik gerade der Illustrierten „Bunte“ sagte, erlebte er in seiner Kindheit im bayerischen Landsberg am Lech Rassismus. Er sei beim Fußball oft „mit dem N-Wort beleidigt“ worden. „Ich habe nicht zurückgeschlagen.“

Vater Ricky Harris ist Multiinstrumentalist. Maliks Großvater war Opernsänger. Auch mütterlicherseits gibt es eine musische Ader in Harris‘ Familie, die Großmutter war Pianistin.

Malik entwickelte als Teenager seine Leidenschaft für die Musik, lernte etwa Gitarre spielen. In Turin will er mit Keyboard, Drumpad und seiner Gitarre auf der Bühne stehen – „das ist einfach mein Stil, ich trete schon ewig so auf und mag das einfach total gern.“

Schon seit einigen Jahren schreibt Malik Harris eigene Lieder und erreichte damit eine gewisse Resonanz. 2019 hievten Musikexperten seinen ersten Titel „Say The Name“ auf eine Hotlist – seine Heimatstadt Landsberg am Lech westlich von München verlieh ihm einen Kulturförderpreis.

Bald erhielt Malik einen ersten Plattenvertrag bei einem großen Studio und durfte auf Tourneen bei einigen Topstars als Vorband das Programm eröffnen, etwa bei James Blunt. Als seine Idole bezeichnet er Ed Sheeran, Macklemore und den Rapper Eminem – Harris rappt selbst in Passagen seines ESC-Songs „Rockstars“. In der Radioversion fehlt das Rappen – in Turin will er es auf jeden Fall auf die Bühne bringen.

Noch wartet Malik Harris trotz seiner ersten Erfolge auf den Durchbruch. Sein im vergangenen Jahr erschienenes Debütalbum bekam zwar einiges Lob, fand aber wenig Niederschlag in den Charts. Entmutigen ließ er sich davon nicht. „Ich bin ein sehr optimistischer Mensch“, sagt er.

Der ESC beschert ihm jetzt zumindest schon einmal viel mehr Aufmerksamkeit als alle seine bisherigen musikalischen Karriereschritte. Ob sich Malik als Profimusiker durchsetzen kann, dürfte auch sein Abschneiden in Turin mit entscheiden.

Dass es da einen Zusammenhang gibt, zeigt die jüngere Geschichte: Vom Vorjahresstarter Jendrik ist aktuell nichts mehr zu hören. Das 2019 auf dem vorletzten Platz gelandete deutsche Duo S!sters löste sich längst auf. Die 2017 auf dem vorletzten Platz gelandete Levina legte für einen Neustart sogar ihren Namen ab und versucht nun als Izza ihr Glück.

Michael Schulte, der 2018 Vierter wurde, zeigte allerdings, dass durch den ESC auch ein Newcomer Erfolg haben kann – Schulte ist seit damals im Geschäft etabliert. Vielleicht sollte Harris seine eigenen Ziele einfach anpassen: Statt den ESC zu gewinnen, könnte es schon ein großer Erfolg sein, ein neuer Schulte zu werden. Die Tiktok-Zustimmungsraten deuten in die Richtung, dass er das Potenzial dazu haben kann.

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