Bisher können Schüler in Deutschland in manchen Bundesländern die Schule ohne informatische Grundkenntnisse verlassen, wie eine Studie der Heinz Nixdorf Stiftung im Januar zeigte. „Programmieren und KI müssen flächendeckend in der Gesellschaft ankommen. Die Basis dafür muss in der Schule gelegt werden“, fordert Thorsten Leimbach, Leiter der Roberta-Initiative. Roberta steht hierbei für „Roberta – Lernen mit Robotern“.
Vor dem morgen beginnenden Bildungsgipfel erklärte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger am Sonntag, Bildung sei mehr als Tablets, interaktive Whiteboards und WLAN in Schulen. Sie betonte außerdem im Interview mit der BILD am Sonntag, dass Künstliche Intelligenz in Lehrpläne integriert, und somit als Thema im Schulunterricht fest verankert werden müsse: „Um die jungen Menschen auf die digitale Zukunft vorzubereiten, müssen sie verstehen, was ein Algorithmus ist und wie man programmiert. Es geht auch darum, die Bedeutung von Daten zu verstehen und was man heute damit machen kann.“
Robotik, Programmieren und KI in der Schule
Experten des Fraunhofer IAIS schulen Lehrkräfte in den Themen Robotik, Programmieren und KI – insgesamt bisher mehr als 3500 aktive Lehrer. Die Bildungsinitiative ist ein Pionier in Deutschland, wenn es um das Thema Programmierung und Robotik im Bildungsbereich geht. Im Jahr 2014 hat die Initiative das Open Roberta Lab entwickelt, in dem mittlerweile Millionen Kinder und Jugendliche weltweit spielerisch per „drag and drop“ Programme für unterschiedliche Roboter und Mikrocontroller erstellen.
„Roboter bieten für Kinder und Jugendliche einen attraktiven Zugang zur Informatik“, sagt Beate Jost, technische Leiterin der Roberta-Initiative und Projektleiterin am Fraunhofer IAIS. „Sie lernen so spielerisch die Grundlagen des Programmierens kennen. Wenn sie einen Roboter zum Leben erwecken, ist das ein Erfolgserlebnis für die Schüler, das Lust auf mehr macht. Formeln bekommen einen Sinn. Schüler begreifen durch den Einsatz von Robotern den ,Sinn und Zweck‘ von Algorithmen. Dadurch können komplexe Zusammenhänge besser und nachhaltiger vermittelt und gelernt werden.“
Künstliche Intelligenz – nichts neues
Das Thema Künstliche Intelligenz ist für die Initiative kein neues. Nach der Einführung des Pflichtfachs Informatik in Nordrhein-Westfalen hat auch KI einen festen Platz im Unterricht in den Klassen 5 und 6: Durch die Förderung des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen können Künstliche Neuronale Netze weltweit einmalig im Open Roberta Lab programmiert werden. „Mit der Integration der Künstlichen Neuronalen Netze zeigen wir konkret, wie KI im Unterricht behandelt werden kann“, sagt Thorsten Leimbach.
„Künstliche Intelligenz und Programmieren dürfen nicht mehr losgelöst von anderen Themen gesehen werden. Wenn Kinder und Jugendliche die grundlegenden Prozesse in diesem Bereich verstehen, hilft ihnen das nicht nur in anderen naturwissenschaftlichen Fächern, sondern auch im Alltag. KI wird nicht mehr verschwinden. Kinder sind neugierig, wie man KI benutzen kann. Sie müssen aber auch wissen, was dahintersteckt und wie Algorithmen funktionieren“, so Leimbach weiter. In die Bildung der nachfolgenden Generationen zu investieren, sei auch ein Instrument, um dem sich verstärkenden Fachkräftemangel aktiv zu begegnen.