In Saarbrücken hat am Montag ein Prozess gegen einen Pathologen wegen fehlerhafter Krebsdiagnosen begonnen. Der 63-Jährige ist unter anderem wegen Körperverletzung angeklagt, in einem Fall mit Todesfolge. Ein Patient war nach einer Operation, die gar nicht nötig war, an Komplikationen verstorben. Nach Angaben eines Sprechers des Landgerichts in der saarländischen Hauptstadt geht es um insgesamt sieben einzelne Tatvorwürfe, die sechs Patientinnen und Patienten betrafen.
Der Beschuldigte war Leiter eines selbstständigen pathologischen Instituts in der Stadt St. Ingbert, das Gewebeproben mutmaßlicher Krebspatienten untersuchte. Im Laufe der beiden Jahre 2017 und 2018 soll er laut Anklage wissentlich mehrere gravierende Fehldiagnosen gestellt haben. Dabei wurde entweder ein Krebsbefund nicht bemerkt oder fälschlicherweise eine angebliche Erkrankung diagnostiziert, was zu nicht erforderlichen Operationen bei den Patienten führte.
Früheren Berichten zufolge waren die fehlerhaften Diagnosen 2019 einer anderen Pathologin aufgefallen, die die Behörden einschaltete und auf den Mann aufmerksam machte. Diese durchleuchteten danach systematisch die Arbeit des Instituts des Angeklagten von 2016 bis 2019, dem Pathologen wurden darüber hinaus die Tätigkeit untersagt.
Laut Ermittlungen soll demnach eine Suchterkrankung den Hintergrund des Geschehens bilden. Der Anklage zufolge soll dem Arzt bewusst gewesen sein, dass er aufgrund seiner Erkrankung eigentlich nicht hätte arbeiten dürfen. Trotzdem tat er es und stellte falsche Diagnosen.
Der nun begonnen Prozess ist das Ergebnis der Nachforschungen. In dem Skandal um Institut in St. Ingbert gab es ursprünglich noch einen weiteren Beschuldigten, dieser verstarb aber inzwischen.