Ricarda Lang und Omid Nouripour: Die junge Feministin und der profilierte Außenpolitiker

Grüne - Bild: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen
Grüne - Bild: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen

Die Grünen stehen vor einem Wechsel an der Parteispitze: Annalena Baerbock und Robert Habeck geben wegen der Übernahme von Ministerämtern die Grünen-Führung ab. Aussichtsreiche Kandidaten für ihre Nachfolge sind Ricarda Lang und Omid Nouripour.

Ricarda Lang:

Die 28-Jährige blickt bereits auf eine erfolgreiche Parteikarriere zurück. Im November 2019 wurde sie stellvertretende Vorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Grünen. Seit vergangenem Herbst sitzt sie zudem im Bundestag. Geboren 1994 in Filderstadt in Baden-Württemberg, trat Lang mit 18 Jahren in die Partei ein. Ein 2012 begonnenes Jurastudium schloss sie nicht ab. Von 2017 bis 2019 war Lang Vorsitzende der Grünen Jugend.

Als Parteivize macht sie sich insbesondere für die Themen Feminismus, Vielfalt und Strategien gegen Rechts stark. Daneben engagiert sie sich in der Gesundheits- und Pflegepolitik. Soziale Gerechtigkeit, verbunden mit dem Klimaschutz, ist ein weiterer Schwerpunkt der Frau, die bei einer alleinerziehenden Mutter aufwuchs. Deren Erfahrungen als Sozialarbeiterin in einem Frauenhaus hätten sie bewogen, in die Politik zu gehen.

„Ich stehe für Gerechtigkeit“, betont Lang in Interviews. Es gehe ihr darum, „dass es Menschen wie meine Mutter in Zukunft leichter haben“. Egal zu welchem Thema – die Auftritte der redegewandten Grünen-Politikerin sind immer engagiert und kämpferisch.

Ihr offensives Auftreten bringt Lang Gegenwind in den sozialen Medien ein, viele Kommentare zielen in den persönlichen Bereich. Sie habe mit Gegenwind „überhaupt kein Problem, solange er nicht in Hass und Hetze umschlägt“, betont sie. Entsprechende Kommentare würden zur Anzeige gebracht.

Als Grünen-Vorsitzende will Lang, die dem linken Parteiflügel zugerechnet wird, in der Regierungszeit „das grüne Profil sichtbar machen und weiter schärfen“ – aber auch „über den Regierungsalltag hinaus denken“. Ungelegen für den Start in ein neues Amt kommt für Lang allerdings der Wirbel um die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den bisherigen Grünen-Vorstand wegen – inzwischen zurückgezahlter – Corona-Boni.

Omid Nouripour:

Der 46-Jährige machte sich bisher vor allem als Außenpolitiker einen Namen. Der zum Realo-Lager zählende Nouripour sah bei den Grünen nach der Bundestagswahl eine Mischung aus Euphorie und Aufbruchsstimmung, aber auch Enttäuschung über das hinter den Erwartungen zurückgebliebene Ergebnis. Als Parteichef will er dies aufarbeiten und die Grünen zur „führenden Kraft der linken Mitte in Deutschland“ machen, wie Nouripour betont.

„Wir wollen bei der K-Frage mitspielen können“, sagte er mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 den RND-Zeitungen. Das könne nur gelingen, „wenn wir jenseits der Mühle des Regierungsalltags weiterdenken“. Den künftigen Parteivorstand sieht er als Scharnier zwischen der Basis und den an der Bundesregierung beteiligten Grünen.

Zu außenpolitischen Krisen meldet sich Nouripour eifrig zu Wort. So forderte er, Deutschland solle sich dem diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking anschließen. Als Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) im November mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko telefonierte, sprach er von einem „verheerenden Signal“.

In der iranischen Hauptstadt Teheran geboren, kam Nouripour 1988 mit seiner Familie als Dreizehnjähriger nach Frankfurt am Main. Sein Studium unter anderem in Philosophie und Rechtswissenschaft beendete Nouripour ohne Abschluss. Er arbeitete als selbstständiger Berater, bevor er 2006 als Nachrücker von Joschka Fischer in den Bundestag kam. Verteidigungs- und Außenpolitik sind seine Themenschwerpunkte. Von 2013 bis 2021 war Nouripour außenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion; im derzeitigen Bundestag ist er Mitglied im Auswärtigen Ausschuss.

Der Vater eines Kindes ist Fan des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt und Vorsitzender des Eintracht-Fanclubs „bundesAdler“ im Bundestag. Auf seiner Homepage wirbt er denn auch doppeldeutig „Für Frieden und Eintracht international“. Harmonie und Teamgeist dürften für Nouripour auch als Grünen-Chef erstrebenswert sein.

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