Im Erzbistum Köln laut „FAZ“ Rekord bei Kirchenaustritten im Jahr 2021

Kölner Dom
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Die für Aschermittwoch erwartete Rückkehr des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki wird laut einem Medienbericht von einer Rekordzahl an Kirchenaustritten im Erzbistum Köln überschattet. Im vergangenen Jahr habe es einen sprunghaften Anstieg der Kirchenaustritte gegeben, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Mittwoch unter Berufung auf eigene Recherchen.

Das Erzbistum Köln will seine eigene Kirchenstatistik dem Bericht zufolge erst im Sommer veröffentlichen, die „FAZ“ stellte ihre Zahlen aus Anfragen bei den Amtsgerichten und Standesämtern des größten deutschen Bistums zusammen.

Insgesamt traten demnach im vergangenen Jahr 62.000 Menschen aus den Kirchen im Erzbistum aus – darunter sind allerdings auch Austritte aus den evangelischen Kirchen. Die Gesamtzahl der Austritte liege damit um etwa 20.000 oder 48 Prozent über dem bisherigen Rekordjahr 2019.

Eine weitergehende Analyse deute darauf hin, dass sich der sprunghafte Anstieg durch Austritte von Katholiken erklären lasse. In den neun Amtsgerichtsbezirken, deren Zahlen nach Konfessionen getrennt ausgewiesen werden, haben die Austritte aus der katholischen Kirche um insgesamt 60 Prozent zugenommen.

Am stärksten ist laut „FAZ“ der Anstieg in der Stadt Köln. Dort habe sich die Zahl der Kirchenaustritte von 10.073 auf 19.209 nahezu verdoppelt. Da es in der evangelischen Kirche nur 4867 Austritte gegeben habe und andere Konfessionen nur geringe Anteile haben, sei davon auszugehen, dass etwa 14.000 Katholiken die Kirche in Köln verlassen haben. Dies seien rund vier Prozent der insgesamt 350.000 Kölner Katholiken.

In der zum Erzbistum zählenden Stadt Bonn habe sich die Zahl der Austritte von Katholiken mit einem Plus von 106 Prozent mehr als verdoppelt.

Der Vorsitzende der Kölner Diözesanrates, der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach, sagte der „FAZ“, „diese Zahlen sind der dokumentierte Vertrauensverlust gegenüber Kardinal Woelki und führen das Erzbistum in die Kernschmelze, wenn sich nichts ändert.“ Wer jetzt nichts tue, der sei verantwortlich dafür, dass Gläubige aus „der Mitte der Gemeinde“ der Kirche den Rücken kehrten, so der Vertreter des obersten Laiengremiums im Erzbistum.

Auch im Klerus wird dem Bericht zufolge mehrheitlich Kardinal Woelki für den Anstieg verantwortlich gemacht. Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sagte der Zeitung, „Briefe und Rückfragen unserseits zeigen sehr deutlich, dass die meisten in Bonn ihren Austritt mit der Amtsführung von Kardinal Woelki und der Vertrauenskrise in Verbindung bringen.“ Dass die Kirchenaustritte auch in einer rheinischen Stadt wie Bonn so hoch seien, mache deutlich, dass die Unzufriedenheit über das Verhalten der Kirche alle Kreise und Schichten der Gesellschaft erfasst habe.

Kardinal Woelki befindet sich seit Oktober in einer so genannten geistigen Auszeit. Er soll diese an Aschermittwoch beenden und seine Amtsgeschäfte wieder aufnehmen. Woelki hatte aber bereits angekündigt, zunächst nicht persönlich in Erscheinung zu treten, sondern nur einen Fastenhirtenbrief zu veröffentlichen sowie eine Presseerklärung abgeben zu wollen.

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