Sportvereine sind generell in der Corona-Debatte zu kurz geraten – Ein Interview mit dem Post SV Nürnberg

Sport - Bild: tomkahler via Twenty20
Sport - Bild: tomkahler via Twenty20

Der Post-Sportverein Nürnberg e.V. (Post SV) ist mit rund 18.500 Mitgliedern, 22 Abteilungen und mit zahlreichen Mannschaften einer der größten Sportvereine in Mittelfranken. Die zahlreichen Trainingsgruppen bilden sowohl für Minis-, Jugend-, Senioren-, Freizeitsportler oder komplette Neulinge die richtige Anlaufstelle. Ronja Meine ist Mitarbeiterin der Basketballabteilung des Post SV.

Nürnberger Blatt: Der Spiel- und Trainingsbetrieb wurde Ende Oktober 2020 eingestellt, wie siehst Du die Chancen im Sommer wieder in die Hallen zu dürfen?

Ronja Meine: Wir denken, dass eine Öffnung erst im Sommer zu spät wäre, vor allem weil wir jetzt schon mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben, und planen deshalb bereits im Frühling wieder zu öffnen. Der Post SV hat viele Grünanlagen – diese wollen wir für ein Training im Freien dann nutzen.

NB: Der Post SV bietet auch Basketball an Grundschulen an, um Kindern den Sport näher zu bringen. Wie hat sich das verändert?

Meine: Wir haben nachmittags für diverse Grundschulen in Nürnberg Basketballtrainings organisiert. Das ging wegen des Lockdowns natürlich nicht mehr. In den letzten Wochen haben wir interessierten Grundschülern ein Online-Training-Angebot zur Verfügung gestellt, dass sie von zu Hause aus nutzen können.

NB: Was sind die Folgen für Kinder, die nicht mehr trainieren können?

Meine: Wir haben nach dem ersten Lockdown festgestellt, dass Kinder mit gesundheitlichen Defiziten aus dem Lockdown rausgegangen sind. Die Auswirkungen auf die Gesundheit, Motorik aber auch die allgemeine Widerstandsfähigkeit im Alltag sind schwerwiegend. Viele Kinder wissen gar nicht mehr, wie es ist in einer Gruppe zu sein. Das kann auf Dauer auch soziale Schäden anrichten.

NB: Sind dem Post SV während des Lockdowns Mitglieder abgesprungen?

Meine: Uns geht es da wie allen anderen Vereinen auch. Durch die mangelnden Möglichkeiten haben viele ihre Mitgliedschaft gekündigt. Viele können keinen Sport mehr machen und für den Sport, den sie machen könnten, brauchen sie im Moment keine Mitgliedschaft.

NB: Hat der Post SV bereits Konzepte erarbeitet, die im Falle einer Öffnung dann auch angewendet werden können?

Meine: Wir haben den entscheidenden Vorteil, dass wir bereits im letzten Sommer Konzepte erarbeitet haben. Diese wurden nun angepasst, deshalb sind wir relativ gut gerüstet. Wir warten bis, die Regierung uns grünes Licht gibt.

NB: Wie ist deine Meinung zum Lockdown-Kurs der Bundesregierung?

Meine: Was leider zu kurz geraten ist, sind die Überbrückungshilfen für Sportvereine. Sportvereine sind generell in der Debatte zu kurz geraten und hätten mehr beachtet werden sollen.

Der Post SV hat eine Onlinepetition für den Bayerischen Landtag unter dem Titel: „Sport ist Teil der Lösung und nicht des Problems in der Corona-Pandemie“ ins Leben gerufen. Diese Petition unterstützen bereits mehr als 21.000 Menschen.

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