Schuldspruch gegen die Epstein-Komplizin

US-Justiz - Bild: photovs via Twenty20
US-Justiz - Bild: photovs via Twenty20

Seit eineinhalb Jahren sitzt Ghislaine Maxwell, die lange Zeit ein luxuriöses Jetset-Leben genoss, in einer kleinen Gefängniszelle in Brooklyn. Der langjährigen Vertrauten des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein drohen jetzt noch viele Jahre hinter Gittern, womöglich wird sie den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen: Ein New Yorker Geschworenengericht sprach die 60-Jährige am Mittwoch des Sexhandels mit Minderjährigen für schuldig. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.

Die US-Justiz hatte nach Epsteins mutmaßlichem Suizid in einer Gefängniszelle 2019 versprochen, die Mittäter des berüchtigten Sexualverbrechers zur Verantwortung zu ziehen. Nun wurde mit Maxwell die Frau schuldig gesprochen, die über Jahre junge Mädchen für den sexuellen Missbrauch durch den bestens vernetzten Finanzinvestor rekrutiert haben soll.

Die Tochter des verstorbenen britischen Medienmoguls Robert Maxwell, die im Juli 2020 in einer Villa im Bundesstaat New Hampshire festgenommen wurde und seitdem in Untersuchungshaft sitzt, soll lange Zeit Epsteins wichtigste Komplizin gewesen und dabei höchst perfide vorgegangen sein. Laut Anklage freundete sie sich mit jungen Mädchen an, die jüngsten erst 14 Jahre alt, ging mit ihnen ins Kino oder einkaufen und lieferte sie dann an den Multimillionär aus.

Maxwell überredete die Teenagerinnen demnach, zu Epsteins Anwesen in New York, Florida und New Mexico zu reisen und dem Multimillionär dort nackt Massagen zu geben, bevor sie missbraucht wurden. Maxwell zog sich laut der Anklage auch aus, um „sexuellen Missbrauch zu normalisieren und zu erleichtern“, und beteiligte sich teils an dem Missbrauch, beispielsweise indem sie den jungen Mädchen an die Brust fasste.

Maxwell sei eine „raffinierte Sexualstraftäterin, die genau wusste, was sie tat“, sagte Staatsanwältin Alison Moe vergangene Woche in ihrem Schlussplädoyer. „Epstein mochte minderjährige Mädchen, er mochte es, minderjährige Mädchen zu berühren. Maxwell wusste das.“ Maxwell sei „der Schlüssel“ im System Epstein gewesen. Laut Staatsanwaltschaft wurde sie dafür fürstlich entlohnt: Zwischen 1999 und 2007 überwies ihr Epstein 30 Millionen Dollar.

Maxwell selbst, die am ersten Weihnachtsfeiertag 60 Jahre alt wurde, hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Die Verteidigung argumentierte vor dem Bundesgericht in New York, Maxwell werde zum „Sündenbock“ gemacht, weil Epstein nach seinem Tod nicht mehr der Prozess gemacht werden könne.

Die in Frankreich geborene Maxwell war einst Epsteins Geliebte und wurde dann seine enge Freundin und Mitarbeiterin. Jahrelang war sie eine feste Größte in der Party-Szene von Manhattan. Sie verkehrte ebenso wie Epstein mit Prominenz wie der Familie des früheren Präsidenten Bill Clinton, dem Immobilienunternehmer und späteren Präsidenten Donald Trump und dem britischen Prinzen Andrew, dem in dem Zusammenhang ebenfalls Missbrauch vorgeworfen wird.

Das Magazin „Vanity Fair“ schrieb 2011, Maxwell sei bei Partys „immer der interessanteste, temperamentvollste, ungewöhnlichste Mensch im Raum“ gewesen. Ihr Adressbuch sei unübertroffen.

Maxwell hat eine bewegte Familiengeschichte. Ihr Vater Robert, der einen der größten Medienkonzerne der Welt aufgebaut hatte, stürzte 1991 vor den Kanarischen Inseln von seiner nach seiner Lieblingstochter benannten Yacht „Lady Ghislaine“ ins Meer. Nach Maxwells Tod wurde bekannt, dass in der Betriebsrentenkasse mehr als 400 Millionen Pfund fehlten, die zur Rettung defizitärer Unternehmen des Konzerns verwendet wurden. Der Ruf der Familie war ruiniert.

Nun wird der Familienname für immer in Verbindung mit dem Epstein-Skandal stehen. Die zwölf New Yorker Geschworenen sprachen Maxwell am Mittwoch einstimmig in fünf der sechs Anklagepunkte schuldig. „Der Weg zur Gerechtigkeit war viel zu lang“, erklärte Staatsanwalt Damian Williams anschließend. „Aber heute ist Gerechtigkeit geübt worden.“

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