Erklärt: So hängen Inflation und Geldpolitik zusammen

Symbolbild: Haushalt/Geld
Symbolbild: Haushalt/Geld

Die Inflationsrate steigt derzeit so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr – und liegt dabei deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Nach Einschätzung der EZB ist der hohe Anstieg aber nur vorübergehend.

WAS IST INFLATION?

Inflation bezeichnet allgemein die kontinuierliche Verteuerung von Waren und Dienstleistungen. Dieser Anstieg der Verbraucherpreise in einer Volkswirtschaft – also die Teuerungsrate – wird in der Regel als Inflationsrate zum Vorjahr erhoben. Die Berechnung basiert auf einem fiktiven Warenkorb je nach dem Konsumverhalten der betrachteten Bürger. Dabei werden die Preisänderungen bei teureren Produkten wie Strom stärker gewichtet als bei Zucker oder Briefmarken.

WIE STEHT ES UM DIE INFLATION IN DEUTSCHLAND UND DER EU?

Nachdem die Preise im ersten Coronajahr 2020 mehrere Monate lang gesunken waren, stieg die Inflationsrate seit Beginn des Jahres 2021 deutlich an. Im Juli und August erreichte sie Werte von knapp unter vier Prozent, im September 4,1 Prozent, im Oktober 4,5 Prozent und im November 5,2 Prozent. In der Eurozone erreichte die Inflation im November mit 4,9 Prozent den höchsten Stand seit 2008.

IST INFLATION GUT ODER SCHLECHT?

Eine zu hohe Inflation kann laut EZB zu einer Preisspirale führen. Höhere Preise bedeuten, dass Verbraucher für ihr Geld weniger Ware bekommen. Sie werden also höhere Löhne verlangen, um ihren Lebensstandard halten zu können. Um die höheren Löhne zu bezahlen, werden Unternehmen wiederum die Preise für ihre Produkte weiter erhöhen – ein Teufelskreis. Für die Wirtschaft wird es angesichts der ständig steigenden Preise immer schwieriger, Investitionsentscheidungen zu treffen. Bei Privatleuten schwindet womöglich das Vertrauen in die immer schneller an Wert verlierende Währung.

Außerdem kann eine hohe Inflation bei gleichzeitig niedrigen Zinsen für Verbraucher bedeuten, dass etwa auf Girokonten deponiertes Erspartes, das dort nur kaum oder sogar gar nicht verzinst wird, an Wert verliert. Sozialverbände warnen angesichts von Preissteigerungen etwa bei Lebensmitteln außerdem vor den Folgen für Menschen mit geringem Einkommen.

WELCHEN EINFLUSS HAT DIE EZB?

Alle sechs Wochen trifft sich der EZB-Rat, bestehend aus den 19 Präsidenten der Zentralbanken der Eurostaaten und sechs Mitgliedern des EZB-Direktoriums, um Beschlüsse zur Geldpolitik zu fassen. Mit der Festlegung des Leitzinses und des Einlagenzinses kann die EZB die Menge und somit auch den Wert des Geldes in den Wirtschaften der Eurostaaten beeinflussen. Der derzeit historisch niedrige Leitzins von null Prozent bedeutet, dass sich Banken sehr günstig Geld bei der EZB leihen können – Unternehmen, aber auch Verbraucher, kommen an billige Kredite, Wirtschaft und Konsum sollen so angekurbelt werden. Außerdem pumpt die EZB im Rahmen von Anleihekäufen Geld in die Märkte.

Zuletzt ist die EZB verstärkt unter Druck geraten, ihre lockere Geldpolitik angesichts der hohen Inflation zu straffen. Die Zentralbank geht aber davon aus, dass es sich bei der derzeitigen Teuerung um ein vorübergehendes Phänomen handelt. Denn neben den derzeit hohen Energiepreisen wirken sich auch Sondereffekte der Corona-Krise auf die Inflation aus, da die jeweiligen Vergleichswerte im Vorjahr pandemiebedingt sehr niedrig waren.

Notfalls ist die Zentralbank nach Angaben von EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber dazu bereit, ihre geldpolitischen Instrumente nachzuschärfen, um sicherzustellen, dass sich die Inflation mittelfristig beim Ziel von 2,0 Prozent stabilisiert. Diese Marke peilt die Zentralbank als optimal für die Konjunktur bei gleichzeitig angestrebter Wahrung der Preisstabilität an.

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