Gericht in Zypern kippt Urteil wegen angeblich falscher Vergewaltigungsvorwürfe

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
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Mehr als zwei Jahre nach der Verurteilung einer jungen Britin wegen angeblich falscher Vergewaltigungsvorwürfe hat Zyperns Oberster Gerichtshof das Urteil annulliert. Das Gericht folgte am Montag dem Argument ihrer Anwälte, die inzwischen 21-Jährige habe kein faires Verfahren erhalten. Die junge Frau war wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Familie der inzwischen 21-Jährigen fordert nun, dass der Fall neu untersucht wird.

Die britische Touristin hatte im Juli 2019 zwölf israelische Urlauber im Alter zwischen 15 und 18 Jahren beschuldigt, sie in ihrem Hotel im Ferienort Agia Napa vergewaltigt zu haben. Zehn Tage später nahm die junge Frau ihre Aussage jedoch wieder zurück – und wurde daraufhin wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ selbst angeklagt.

In ihrem Prozess gab sie jedoch an, sie habe die Vergewaltigungsvorwürfe unter Druck zurückgenommen, nachdem sie sieben Stunden lang allein und ohne Rechtsbeistand von der zyprischen Polizei verhört worden sei. Trotzdem wurde die junge Frau Ende Dezember 2019 schuldig gesprochen und im Monat darauf zu der Bewährungsstrafe verurteilt.

Vor dem Gericht in Nikosia brach eine kleine Schar von Unterstützern am Montag in Jubel aus, als sie von der Annullierung des Urteils hörten. Michael Polak von der in Großbritannien ansässigen Gruppe Justice Abroad, der den Gang zum Obersten Gerichts koordiniert hatte, sprach von einem „Wendepunkt“.

„Wir haben immer darauf beharrt, dass unsere Mandantin kein faires Verfahren erhalten hat, und heute hat der Oberste Gerichtshof Zyperns uns zugestimmt“, sagte Polak. Dem Gericht der unteren Instanz warf er vor, alle Regeln für ein faires Verfahren missachtet zu haben, die derartige Fehlurteile verhindern sollten. Die Polizei wiederum habe es versäumt, die Smartphones der beschuldigten Israelis zu prüfen – obwohl diese die Tat den Aussagen zufolge gefilmt hatten.

Die junge Britin habe immer ihre Unschuld beteuert, auch wenn das für sie bedeutet habe, während des langwierigen Prozesses nicht nach Hause zurückkehren zu können, sagte Polak. Er forderte, dass die Vorwürfe der jungen Frau von einer anderen Polizeistelle überprüft und neu untersucht werden.

Die Mutter der 21-Jährigen erklärte, sie hoffe nun, das „Leiden“ ihrer Tochter führe dazu, dass Opfer von Verbrechen künftig anders behandelt würden. Für wahre Gerechtigkeit aber sei es nun nötig, dass „eine Behörde die in Zypern gesammelten Beweise“ aufgreife und untersuche.

In Großbritannien hatte der Fall Empörung und Aufrufe zum Boykott des Urlaubslands Zypern ausgelöst. Sogar der damalige Außenminister Dominic Raab schaltete sich ein und beschwerte sich bei den zyprischen Behörden über den Umgang mit der jungen Britin. Auch in Zypern gab es Proteste.

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