Deutsche Wirtschaft im vierten Quartal 2021 um 0,3 Prozent geschrumpft

Wirtschaft/Industrie
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Die deutsche Wirtschaft ist im Schlussquartal 2021 deutlich weniger geschrumpft als zunächst angenommen: Die Wirtschaftsleistung sank nur um 0,3 Prozent zum Vorquartal und nicht wie zunächst geschätzt um 0,7 Prozent. Experten warnten aber vor verfrühtem Optimismus – durch Russlands Angriff auf die Ukraine sei „die zügige Erholung der deutschen Wirtschaft in Gefahr“.

Die Wirtschaftsleistung war im Sommer „trotz zunehmender Liefer- und Materialengpässe wieder gewachsen“, die Erholung wurde dann aber durch die vierte Corona-Welle und erneute Schutzmaßnahmen zum Jahresende gestoppt, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Allerdings war die Behörde Ende Januar noch von einem deutlicheren Einbruch ausgegangen. Sie verwies nun darauf, dass die „größeren Unsicherheiten aufgrund der Corona-Pandemie“ zu stärkeren Revisionen als üblich führen könnten.

Auch für das gesamte vergangene Jahr revidierte die Behörde ihre Angaben – so wuchs die Wirtschaft 2021 um 2,9 Prozent statt 2,8 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresquartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Oktober bis Dezember um 1,8 Prozent. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Corona-Krise, war die Wirtschaftsleistung noch um 1,1 Prozent niedriger.

Zum Jahresende sanken angesichts der Corona-Einschränkungen vor allem die privaten Konsumausgaben: Sie gingen um 1,8 Prozent verglichen mit dem Vorquartal zurück. Stabilisierend wirkten hingegen die staatlichen Konsumausgaben, die um 1,0 Prozent zunahmen. Vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge wurde mehr investiert.

Auch der Außenhandel nahm im Schlussquartal zu – so wurden 4,8 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen exportiert und 5,1 Prozent mehr importiert als im Vorquartal. Im Vorjahresvergleich war der Anstieg noch deutlicher.

Erbracht wurde die Wirtschaftsleistung im letzten Quartal 2021 von rund 45,4 Millionen Erwerbstätigen. Damit stieg die Zahl der Beschäftigten im Vorjahresvergleich um 1,0 Prozent. Obwohl das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht sei, lasse sich seit dem vergangenen Sommer „ein deutlicher Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt erkennen“, resümierte das Statistische Bundesamt.

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, erklärte, rein rechnerisch habe die Revision die Ausgangslage für 2022 „leicht verbessert“. Allerdings sagten die Zahlen wegen der Lage in der Ukraine nun „relativ wenig über die Aussichten der deutschen Wirtschaft für die kommenden Monate“ aus.

Noch vor einer Woche hätten die Voraussetzungen für eine schnelle Erholung vorgelegen – trotz der steigenden Inflationsrisiken: „Volle Auftragsbücher, sich langsam entspannende Lieferketten, ein Rückstau an Investitionen und robuste Kaufkraft der Haushalte“, führte Dullien aus. „Mit dem Krieg in der Ukraine ist nun die zügige Erholung der deutschen Wirtschaft in Gefahr.“ Er verwies auf die drohende Zurückhaltung von Firmen sowie auf steigende Energiepreise. Auch die Situation bei den Lieferketten könne sich noch einmal zuspitzen.

Die staatliche KfW-Bank erklärte, die Corona-Pandemie verhagele nach dem Schlussquartal 2021 nun auch den Jahresauftakt 2022. „Zahlreiche Arbeitsausfälle“ dürften das Wachstum von Januar bis März beeinträchtigen, hieß es. Für das Gesamtjahr rechnet die KfW mit einem Plus des BIP von 3,2 Prozent. Zu den „akutesten Konjunkturrisiken“ zähle der russische Angriff auf die Ukraine.

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