Große Mehrheit der Kölner Katholiken gegen Rückkehr von Erzbischof Woelki

Rainer Maria Woelki - Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Rainer Maria Woelki - Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Eine große Mehrheit von Mitgliedern der katholischen Kirche im Erzbistum Köln spricht sich gegen eine Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki ins Amt des Erzbischofs aus. 82 Prozent sagten in einer Forsa-Umfrage für den „Kölner Stadtanzeiger“ laut Vorabmeldung vom Freitag, dass Papst Franziskus Woelki absetzen solle. Dem Kardinal werden schwere Kommunikationsfehler bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im größten deutschen Bistum vorgeworfen, auch wenn er persönlich juristisch entlastet wurde.

Papst Franziskus beließ Woelki im Amt, der 65 Jahre alte Kardinal nahm sich jedoch für über vier Monate eine sogenannte geistliche Auszeit. Seine Rückkehr ist für Aschermittwoch, der in diesem Jahr auf den 2. März fällt, vorgesehen.

Dagegen gibt es in Köln aber erhebliche Vorbehalte: 92 Prozent der befragten Katholikinnen und Katholiken sagten laut der Zeitung, dass Woelki von sich aus hätte zurücktreten sollen. Sogar Woelkis Beraterstab habe sich fast einstimmig gegen dessen Rückkehr ins Erzbistum ausgesprochen.

Sein engstes Beratergremium sei äußerst skeptisch, was die Möglichkeit einer „geordneten und gedeihlichen Amtsführung“ Woelkis angehe. Die Situation werde „mit großer Sorge“ betrachtet, berichtete der „Stadtanzeiger“.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) forderte vom Erzbistum, Verantwortung für die aktuelle Lage und die Fehler in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zu übernehmen: „Das ist die einzige Möglichkeit, wieder Glaubwürdigkeit herzustellen und die gegenwärtige Vertrauenskrise zu überwinden“, sagte sie der Zeitung.

Unterdessen gab erstmals seit Bekanntwerden einer Reihe von Missbrauchsvorwürfen im Bistum Speyer im Dezember 2020 der örtliche Bischof Karl-Heinz Wiesemann eigene Fehler öffentlich zu. Dem „Mannheimer Morgen“ vom Freitag sagte Wiesemann, dass er früher hätte beginnen müssen, Betroffenen direkt zuzuhören.

Erst nach Veröffentlichung einer großen Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche vor etwas mehr als drei Jahren sei ihm klar geworden, wie stark die Stimme der Betroffenen in der Öffentlichkeit gefördert werden müsse, damit Schweigespiralen durchbrochen würden.

„Mir war die volle Dimension der Fragestellungen nicht bewusst“, sagte Wiesemann, der seit 2007 in der Pfalz tätig ist. Besondere Aufmerksamkeit erzeugte in Speyer der Fall eines heute 64-jährigen Manns, der seit 2011 an das Bistum Speyer geschrieben und von Missbrauch durch einen früheren Generalvikar in den 60er und 70er Jahren berichtet hatte.

Sechs Wochen nach Veröffentlichung von Vorwürfen, die neben dem Generalvikar auch ein katholisches Kinderheim betreffen, ließ Wiesemann sich für knapp acht Monate gesundheitlich behandeln. Ob sein Handeln als Bischof richtig oder falsch war, darüber solle die inzwischen eingesetzte Aufarbeitungskommission befinden. „Ich stelle mich dem, was die Kommission mir zeigt – ich klebe nicht am Amt“, sagte Wiesemann der Zeitung.

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