Mediziner kritisieren vorgeschlagenen Corona-Öffnungsplan der Bund-Länder-Runde

Bundeskanzleramt (über Markus Jaschke/CC BY-NC 2.0)
Bundeskanzleramt (über Markus Jaschke/CC BY-NC 2.0)

Gesundheitsexperten haben die Beschlussvorlage zu Lockerungen in der Corona-Pandemie kritisiert. Der Virologe Klaus Stöhr rief die Regierungschefs von Bund und Ländern in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Dienstagsausgaben) zu schnelleren Lockerungen auf. Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte hingegen, dass die Krankenhauseinweisungen von Corona-Patienten im Moment steigen. Die Krankenhausgesellschaft (DKG) begrüßte vorsichtige Lockerungen – wenn an der allgemeinen Impfpflicht festgehalten wird.

„Man muss überall dort lockern, wo es nachweislich nicht zu Corona-Ausbrüchen kommt“, sagte Stöhr. „Eine Aufhebung aller G-Regeln in Einzelhandel und in Gastronomie ist zwingend notwendig, da beides nie Hotspots waren.“ Der Epidemiologe kritisierte die am Montag bekanntgewordene Beschlussvorlage für das Bund-Länder-Treffen am Mittwoch, laut der schrittweise gelockert werden soll. „Da den Krankenhäusern offensichtlich keine Überlastung droht, muss ein weiteres Herauszögern von Lockerungen genau begründet werden: mit Zahlen und Fakten“, sagte Stöhr dem RND.

Mit Verweis auf diese Zahlen kritisierte hingegen Weltärzte-Präsident Montgomery, die geplanten Lockerungen. Es sei „problematisch“, dass in der Beschlussvorlage „unterschlagen wird, dass im Moment die Hospitalisierungszahlen und Intensiveinweisungen noch steigen“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben).

Montgomery betonte: „Es ist richtig, dass man sich einen Plan dafür macht, wie man lockern will und wie man die Lockerungen überwachen will.“ Er schränkte jedoch ein: „Dass man die Lockerungen an kalendarische Daten knüpft, halte ich für problematisch, denn das Virus kümmert sich nicht um den kalendarischen Frühlingsanfang.“ Stattdessen wäre es seiner Ansicht nach besser, „das an einen Mix von Daten zu Hospitalisierungen, Intensivbettenbelegungen und die Inzidenz der Neuinfektionen zu binden“.

Die Beschlussvorlage beinhaltet einen Drei-Stufen-Plan, der einen Wegfall aller Schutz-Maßnahmen außer der Maskenpflicht bis zum 20. März vorsieht. Der in der Beschlussvorlage nicht genau terminierte erste Lockerungsschritte sieht private Zusammenkünfte für Geimpfte und Genesene statt mit bisher zehn Personen für bis zu 20 Personen vor, wobei es hierüber noch keine Einigung zwischen Bund und Ländern gibt. Für Ungeimpfte sollen die bisherigen Kontaktbeschränkungen aber bis zum 19. März bestehen bleiben.

Im Einzelhandel sollen im ersten Schritt bundesweit keine Beschränkungen mehr beim Zugang bestehen. Der Zugang ohne Kontrollen ist aber inzwischen sowieso bereits weitgehend in den Bundesländern gestattet.

Der zweite Lockerungsschritt wird in der Vorlage auf den 4. März terminiert. Ab dann soll überall in der Gastronomie die 3G-Regelung gelten, auch Ungeimpfte mit einem aktuellen Test können dann in die Gastronomie. Dasselbe soll für Übernachtungsangebote gelten, für Diskotheken und Klubs soll dann die 2G-Plus-Regelung greifen. Das heißt, Ungeimpfte sollen hier weiter zunächst ausgeschlossen bleiben.

Im zweiten Schritt sollen außerdem wieder mehr Menschen zu überregionalen Großveranstaltungen zugelassen werden. Ab dem 20. März sollen dann alle tiefergreifenden Schutzmaßnahmen entfallen. Neben Kontakt- und Zugangsbeschränkungen soll dann auch die Homeoffice-Pflicht auslaufen. Arbeitgeber können Homeoffice aber weiter anbieten, insbesondere bei Großraumbüros. Die Maskenpflicht soll aber über den 20. März hinaus in Innenräumen sowie Bussen und Bahnen gelten.

Der Chef der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, begrüßte die Pläne zu einer „maßvollen und schrittweisen“ Öffnung. Er mahnte jedoch: „Wir brauchen politische Weichenstellungen, die dafür sorgen, dass wir für den Winter gerüstet sind. Die Politik sollte deshalb dringend an der allgemeinen Impflicht festhalten“, sagte der DKG-Chef der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe).

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist indessen den dritten Tag in Folge gesunken. Sie lag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Dienstagmorgen bundesweit bei 1437,5. Am Montag hatte sie bei 1459,8 gelegen, am Dienstag vergangener Woche noch bei 1441,0. Die Inzidenz beziffert die Zahl der neuen Ansteckungen pro 100.000 Einwohner im Zeitraum von sieben Tagen.

Laut dem aktuellsten RKI-Bericht lag die Hospitalisierungs-Inzidenz am Montag bundesweit bei 5,93. Vergangenen Freitag hatte sie noch 6,46 betragen, vor einer Woche 5,41. Dieser Wert gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen.

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