Anke Rehlinger: Die saarländische Meisterin im Kugelstoßen steht vor dem großen Wurf

Anke Rehlinger - Bild: Saarland/Christian Hell
Anke Rehlinger - Bild: Saarland/Christian Hell

Nach Jahren auf dem zweiten Platz stehen die Zeichen für Anke Rehlinger im Saarland nun klar auf Sieg. In ihrem zweiten Anlauf dürfte es der SPD-Politikerin bei der Landtagswahl am Sonntag laut Umfragen gelingen, den amtierenden CDU-Ministerpräsidenten Tobias Hans abzulösen. Die Sozialdemokraten würden damit im Saarland erstmals seit der Wahlniederlage von Reinhard Klimmt im Jahr 1999 wieder in die Staatskanzlei einziehen.

Dabei sah es lange gar nicht gut für Rehlinger und die SPD aus – bis zur Bundestagswahl im September, bei der die SPD der Union nach 16-jähriger Kanzlerschaft die Macht abrang. Doch wenig später sagten Umfragen auch für das Saarland erstmals seit Jahren eine Wechselstimmung voraus. Im November überholte die SPD die CDU – mittlerweile liegt Rehlingers Partei in Umfragen bei 37 bis 41 Prozent, während die CDU auf 28 bis 31 Prozent abrutschte. Mit einem viel kritisierten Wutvideo von sich vor einer Tankstelle dürfte Hans zudem zuletzt seine Chancen weiter geschmälert haben.

Die 45-jährige Rehlinger steht seit 2014 an der Spitze des Landesministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr. Zudem ist sie stellvertretende Ministerpräsidentin in der schwarz-roten Landesregierung. Die Ämter übernahm sie von ihrem Parteikollegen Heiko Maas, der in die Bundespolitik wechselte. 2017 trat sie zum ersten Mal als SPD-Spitzenkandidatin an, damals noch gegen CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Rehlinger macht keinen Hehl daraus, dass sie die im Saarland seit 2012 regierende große Koalition bevorzugt. „Ich habe seit jeher große Sympathien für die Groko“, sagte sie jüngst im Fernsehduell des Saarländischen Rundfunks. Eine Zusammenarbeit mit der Linken schloss sie aus, weil die Partei „aktuell nicht regierungsfähig“ sei. Ob es im Saarland wie im Bund ansonsten für ein Ampelbündnis oder gar Rot-Grün beziehungsweise Rot-Gelb reichen könnte, ist ungewiss. FDP und Grüne sind derzeit nicht im Landtag vertreten und müssen um den Wiedereinzug bangen.

Persönlich ist Rehlinger im Saarland schon seit langer Zeit beliebter als Hans. Bereits vor dem von der Coronapandemie geprägten Wahlkampf zeigte sie stets, dass sie offen auf Menschen zugehen kann. Die SPD-Politikerin kommt leicht mit ihnen ins Gespräch und wechselt ebenso gern wie schnell in den Dialekt. Auch eine Infektion mit dem Coronavirus im März bremste sie im Wahlkampf nicht aus.

„Es ist gut für einen erfolgreichen Wahlkampf, dass man vorher mal Leistungssport gemacht hat“, sagte Rehlinger kürzlich in einem Interview und erinnerte damit an ihre sportlichen Erfolge in der Vergangenheit. Denn Rehlinger war einst eine der besten Leichtathletinnen des Saarlands. Ihr Landesrekord im Kugelstoßen von 16,03 Metern aus dem Jahr 1996 hält noch immer.

Die sportbegeisterte Rehlinger studierte schließlich Jura in Saarbrücken und begann, sich politisch zu engagieren. Seit 1998 gehört sie der SPD an. Sie war stellvertretende Juso-Vorsitzende, engagierte sich im Kreisverband Merzig-Wadern und ist seit 2018 Landesvorsitzende der SPD.

Im Landtag sitzt Rehlinger bereits seit 2004. Nach Bildung der schwarz-roten Landesregierung wurde die Mutter eines Sohns im Mai 2012 zunächst Ministerin für Justiz sowie für Umwelt und Verbraucherschutz, bevor sie 2014 zur Wirtschaftsministerin und stellvertretenden Ministerpräsidentin aufstieg. Im Januar 2021 wurde die Trennung von ihrem Mann bekannt.

Der neue SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz ließ sich im Wahlkampf im Saarland indes erst spät blicken. Auf seine Hilfe scheint Rehlinger aber auch nicht angewiesen zu sein – im Gegenteil. Ihre Popularität und ein gutes Wahlergebnis könnten der in Umfragen zuletzt mitunter etwas schwächelnden Bundes-SPD womöglich umgekehrt sogar Aufwind verschaffen.

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