Kardinal Woelki bietet Papst Amtsverzicht als Kölner Erzbischof an

Rainer Maria Woelki - Bild: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Common
Rainer Maria Woelki - Bild: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Common

Überraschende Wende im Erzbistum Köln: Der umstrittene Kardinal Rainer Maria Woelki hat dem Papst während seiner geistlichen Auszeit seinen Amtsverzicht als Erzbischof angeboten. Papst Franziskus werde darüber zu gegebener Zeit entscheiden, erklärte das Erzbistum am Mittwoch. Zugleich ordnete der Papst demnach an, dass Woelki seinen Dienst in Köln wie geplant wieder aufnimmt, womit der Erzbischof sein Amt seit Mittwoch zunächst weiter ausübt.

„Immer und immer wieder habe ich in den vergangenen Monaten – betend und arbeitend – mein Handeln und die Situation in unserem Erzbistum reflektiert und meditiert“, erklärte Woelki in einem zeitgleich veröffentlichten Brief an die Gläubigen zum Aschermittwoch. Bezüglich seines angebotenen Amtsverzichts sei der Papst frei, zu entscheiden, „was dem Wohl der Kirche von Köln am meisten dient“. Die Gläubigen bat Woelki in der Zwischenzeit um Geduld und darum, ihm „noch eine Chance zu geben“.

„Ich weiß um den Missbrauch in seinen verschiedenen Dimensionen, ich weiß um den ungenügenden Umgang damit, um Fehlverhalten von Verantwortlichen insgesamt und um Irritationen in der Kirche in Deutschland und der Weltkirche“, erklärte er im Hirtenbrief. In den kommenden Wochen und Monaten wolle er sich dazu mit möglichst vielen Gläubigen „angstfrei und ehrlich“ austauschen. Für ihn persönlich werde es ein „stiller Beginn“ im Erzbistum sein, zu dem er vor allem zuhören wolle.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begrüßte Woelkis Rücktrittsangebot und nannte den Schritt „nachvollziehbar“. „Ich sehe keine Basis für einen Neuanfang und würde mir wünschen, dass Papst Franziskus den Ernst der Lage erkennt und so schnell als möglich auf die Bereitschaft des Kardinals zum Rücktritt reagiert“, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dann bestünde die Chance, endlich wieder Vertrauen im Erzbistum aufzubauen. Die Bewegung Wir sind Kirche bezeichnete das Rücktrittsangebot als „richtigen, längst überfälligen Schritt“, dem „möglichst bald die Annahme aus Rom folgen“ müsse.

Betroffenenvertreter reagierten verärgert auf die Rückkehr des Kardinals. „Woelki hat nicht nur ‚Kommunikationsfehler‘ begangen, er war die rechte Hand von Kardinal Joachim Meisner – und will nichts von dessen Ordner ‚Brüder im Nebel‘ gewusst haben?“, fragte Matthias Katsch, Sprecher des Vereins Eckiger Tisch, mit Blick auf eine Geheimakte zu Missbrauchsfällen. Woelki habe ein zweites juristisches Gutachten bestellt, dass die „Haftung der Vertuscher nicht genau geprüft habe“, erklärte er. „Wir glauben ihm daher nichts mehr.“

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, dass es in Köln nicht mehr um den Umgang mit Aufarbeitung gehe, „sondern vielmehr um den gesamten Leitungsstil“. „Das hat ja sogar der Papst benannt – in Köln ist Vertrauen gebrochen vom Domkapitel bis zum Kirchenvolk“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Der Vorsitzende des Kölner Diözesanrats, Tim Kurzbach, kündigte an, dass die Menschen im Erzbistum ein „Weiter so“ nach Woelkis Rückkehr nicht akzeptieren würden. „Wir wünschen uns deutlich einen Aufbruch“, sagte er im Deutschlandfunk. Dabei gehe es nicht nur um einen einzelnen Erzbischof, sondern das System Kirche.

Woelki steht wegen der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im größten Erzbistum Deutschlands in der Kritik, wurde in einem juristischen Gutachten aber persönlich entlastet. Auch der Papst beließ ihn bislang im Amt. Dennoch kündigte der Kardinal im September an, eine Auszeit zu nehmen, die er im Oktober antrat. Während seiner Abwesenheit wurde die Hoffnung laut, dass der Kardinal womöglich nicht zurückkehrt und sich damit die Situation entspannt.

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