Russische Armee kreist Kiew immer weiter ein und verstärkt Angriffe in Südukraine

Berichterstattung rund um den Krieg in der Ukraine (über cozmo news)
Berichterstattung rund um den Krieg in der Ukraine (über cozmo news)

Mit Angriffen von mehreren Seiten erhöht die russische Armee den Druck auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Nach Angaben des ukrainischen Präsidentenberaters Mychailo Podoljak befindet sich Kiew im „Belagerungszustand“. Auch in anderen Städten wurden Wohngebiete attackiert. Unterdessen startete am Samstag ein Hilfskonvoi in Richtung der seit zwölf Tagen belagerten Hafenstadt Mariupol.

Vorstädte im Nordwesten Kiews werden seit Tagen von schweren Luftangriffen erschüttert. Inzwischen rücken russische Panzer zudem von Nordosten her immer rascher auf Kiew vor. AFP-Reporter berichteten am Samstag von dichten Rauchwolken über den nordöstlichen Vororten Kiews.

Busse brachten weiterhin Flüchtlinge aus den Vororten in die Hauptstadt. Dort wurden laut Bürgermeister Vitali Klitschko die Lebensmittel- und Medikamentenvorräte aufgestockt.

Bei Luftangriffen im 40 Kilometer südlich von Kiew gelegenen Wasylkiw wurde nach Angaben des Bürgermeisters der Flughafen zerstört, ein von Raketen getroffenes Öldepot stand demnach in Flammen.

Sirenen warnten am Samstagmorgen auch in den Großstädten Odessa, Dnipro und Charkiw vor Luftangriffen. In der Schwarzmeer-Hafenstadt Mykolajiw beschoss die russische Armee mehrere Krankenhäuser, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Getroffen wurden unter anderem eine Tagesklinik für Krebspatienten und eine Augenklinik.

Die ukrainischen Behörden starteten einen neuen Versuch, die Bevölkerung von Mariupol mit humanitären Hilfslieferungen zu versorgen. Ein von orthodoxen Priestern begleiteter Konvoi aus mindestens einem Dutzend Bussen fuhr vom mehr als 200 Kilometer entfernten Saporischschja aus in Richtung Mariupol, wie Mariupols Vize-Bürgermeister Serhij Orlow sagte.

Die Busse sind laut Orlow mit 90 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten beladen. Auf dem Rückweg sollen sie demnach Zivilisten aus Mariupol nach Saporischschja bringen. Kiew hatte der russischen Armee in den vergangenen Tagen immer wieder die Verhinderung ähnlicher Evakuierungsversuche vorgeworfen.

In der seit mehr als anderthalb Wochen von der russischen Armee eingekesselten Hafenstadt starben nach Regierungsangaben mehr als 1500 Zivilisten. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprach von der „schlimmsten humanitären Katastrophe auf dem Planeten“.

Der Vorsitzende des Moscheevereins von Mariupol, Ismail Hacioglu, wies Regierungsangaben über einen russischen Angriff auf eine Moschee zurück, in der 80 Menschen Zuflucht gesucht hätten. Das Gebiet sei getroffen worden, aber nicht die Moschee selbst, sagte Hacioglu.

Einige Evakuierungsversuche verliefen nach Angaben der ukrainischen Rettungsdienste erfolgreich. Binnen 24 Stunden wurden demnach 487.00 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter 102.000 Kinder.

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurden seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 12.000 russische Soldaten getötet. Moskau hatte in der vergangenen Woche von knapp 500 getöteten Soldaten gesprochen. Die USA gehen von 2000 bis 4000 Toten auf russischer Seite aus. Auf ukrainischer Seite starben laut Selenskyj rund 1300 Soldaten.

Einen neuen diplomatischen Anlauf in dem Konflikt starteten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. In einem erneuten Telefonat mit Putin forderten sie einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und ein Ende der Belagerung von Mariupol. Putin wiederum warf der ukrainischen Armee in dem Telefonat „eklatante Verstöße“ gegen das humanitäre Völkerrecht vor. Dies wies Macron als „Lügen“ zurück.

Russland drohte derweil mit Angriffen auf westliche Waffenlieferungen in die Ukraine. Moskau habe die USA gewarnt, dass das „orchestrierte Hereinpumpen von Waffen durch eine Reihe von Staaten nicht nur ein gefährlicher Schritt ist, sondern diese Konvois auch zu legitimen Zielen“ für Angriffe der Armee mache, sagte Vize-Außenminister Sergej Rjabkow im russischen Staatsfernsehen.

US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag bekräftigt, dass die USA und ihre Nato-Partner „keinen Krieg gegen Russland in der Ukraine führen“ würden. „Eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Russland ist der Dritte Weltkrieg“, sagte er.

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